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Interview: Lukas Hartmann über »Mein Dschinn«

Heute feiert Lukas Hartmann seinen 70. Geburtstag. Wir gratulieren dem Autor von über 15 Romanen für Erwachsene und mehr als 10 Büchern für Kinder sehr herzlich! Das beste Geschenk zu diesem Freudentag erhalten seine jungen Leser: Ein packender neuer Abenteuerroman für Kinder ab 10 Jahren. Im Interview spricht der Berner Schriftsteller über die Entstehung und die Hintergründe von Mein Dschinn.

Foto: © Bernard van Dierendonck

Was ist ein Dschinn, Lukas Hartmann?

Ein Dschinn ist im arabischen Volksglauben ein Geisteswesen, das über magische Kräfte verfügt. Es kann auch menschliche Gestalt annehmen und je nachdem nützen oder schaden. In einigen Märchen aus Tausendundeiner Nacht kommen Dschinns als Flaschengeister vor.

Und in Ihrem Roman?

Die Hauptfigur der Geschichte ist Lars, ein elfjähriger Junge, der sich auf die Suche nach seiner verschwundenen Mutter macht. Ihm begegnet ein seltsamer alter Mann mit geheimnisvollen Kräften, der ihm bei dieser Suche hilft. Lars fragt sich immer wieder, ob dieser alte Mann ein Dschinn ist. Der Junge hat nämlich einen Freund aus dem Iran, der ihm persische Märchen erzählt hat – daher weiß Lars überhaupt, was ein Dschinn ist.

Wie ist die Idee zu Mein Dschinn entstanden?

Bei einer Lesung in einer Schulklasse habe ich die Kinder nach einem möglichen Anfang für eine spannende Geschichte gefragt. Jemand schlug vor, dass ein Junge im Regen an der Straße steht und verbotenerweise Autostopp macht. Warum? Wohin will er? Wer nimmt ihn mit? Ich begann zu improvisieren und merkte, dass da plötzlich Elemente aus meinem eigenen Leben zusammenkamen. Meine Tochter arbeitete nämlich ein paar Jahre als Betreuerin in einem Heim. Ein Junge, den sie sehr mochte, riss einige Male aus, um seine verschollene Mutter, eine Frau aus der Karibik, zu suchen. Sie hat mir viel von ihm erzählt.

Mein Dschinn spricht viele komplexe und auch schwierige Themen an – die Probleme Asylsuchender, die Situation der Sinti und Roma in Italien, Drogensucht etc. Darf man Kindern das zumuten?

Sie nehmen dies alles ja auf ihre eigene Weise wahr. Ich fände es falsch, in einem Kinderbuch eine idyllische Welt zu zeichnen. Ich mache die Probleme aus der noch halb kindlichen Perspektive der Hauptfigur verständlich. Lars versteht längst nicht alles. Aber er ist auf dem Weg dazu, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Dennoch hat Mein Dschinn ein phantastisches Element. War Ihnen von Anfang an klar, dass es das geben wird?

Ja, beim ersten Improvisieren war es schon da. Das ist auch in meinen anderen Kinderbüchern so. Ich mag es, wenn in das reale Geschehen ganz unerwartet Phantastisches und Zauberhaftes hineinwirkt.

Mein Dschinn
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Mein Dschinn ist ein action-geladener Abenteuerroman. Was für Abenteuerromane haben Sie als Kind und Jugendlicher gern gelesen?

Einen tiefen Eindruck hat bei mir Oliver Twist von Charles Dickens hinterlassen. Die Episoden, in denen ich Lars’ Ausbildung zum Taschendieb schildere, sind eine versteckte Ehrung für Dickens, auch für sein sozialkritisches Engagement. Sehr gerne gelesen habe ich auch Mark Twains Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Eigentlich waren all diese Bücher ursprünglich gar nicht für Kinder bestimmt. Das gefällt mir. Wenn nun umgekehrt auch Erwachsene sich von meinen Kinderbüchern angesprochen fühlen, habe ich gar nichts dagegen.

Ist es ganz anders, für Kinder und Jugendliche zu schreiben, als für Erwachsene?

Anders schon, aber die Genauigkeit des Blicks und der Sprache ist in beiden Genres wesentlich. Bei den Kinderbüchern versuche ich, der kindlichen Erlebnisfähigkeit gerecht zu werden und streng aus der Sicht der jeweiligen Figuren zu schreiben. Was ich überhaupt nicht mag, ist die Verwendung von Jugendslang, der schon nach einem Jahrzehnt veraltet ist.

In Mein Dschinn sind die Schicksale von Menschen auf verschiedenen Kontinenten und aus den diversesten Ecken der Welt miteinander verbunden – ist dies eines der ersten Jugendbücher, in denen die Globalisierung zum Thema wird?

Vielleicht. Heidi ist ja auch nach Frankfurt gereist, das war für ihre Zeit eine weite Reise. Kinder aus den reichen Ländern fliegen heute mit ihren Eltern in den Ferien ohne weiteres nach New York, Thailand, Brasilien. Sie werden dabei mit fremden Lebensweisen konfrontiert, mit Armut und Luxus. Umgekehrt kommen Kinder aus Syrien und Eritrea als Flüchtlinge zu uns. In der Klasse meines neunjährigen Enkels sitzen Kinder aus neun Ländern. Dass wir alle weltweit miteinander verbunden sind, ist heute auch für Kinderbücher ein großes Thema. Mit Suni, dem Roma-Mädchen, Aarian, dem iranischen Flüchtling, und Lars, dem Schweizer Heimkind, habe ich dies zumindest anzudeuten versucht.

Eine Leseprobe von Mein Dschinn gibt es hier.

Lukas Hartmann, geboren 1944 in Bern, studierte Germanistik und Psychologie. Er war Lehrer, Journalist und Medienberater. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Spiegel bei Bern und schreibt Bücher für Erwachsene und für Kinder. Mit seinen Romanen steht er regelmäßig auf der Schweizer Bestsellerliste. Für Bis ans Ende der Meere wurde er 2010 mit dem Sir-Walter-Scott-Literaturpreis für historische Romane ausgezeichnet.

http://www.lukashartmann.ch/