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Benedict Wells: 5 Fun Facts zu »Becks letzter Sommer«

Der Kinostart von Becks letzter Sommer rückt näher. Am 23. Juli kommt die Verfilmung von Benedict Wells Debüt in die deutschen Kinos. Regie führte Frieder Wittich, in den Hauptrollen zu sehen sind Christian Ulmen als Beck, Nahuel Pérez Biscayart als Rauli, Eugene Boateng als Charlie und Friederike Becht als Lara. Der großartige Soundtrack stammt von Bonaparte. Benedict Wells hat hier fünf nicht so bekannte Fakten zum Roman aufgeschrieben.

1.

Das Buch hatte in seiner längsten Form mehr als 300′000 Worte, das wären umgerechnet ungefähr 1′500 Seiten. Vielleicht ein winziges bisschen zu viel… Damals hieß der Roman noch Becks letztes Jahr, ich kürzte ihn dann auf den Sommer herunter, da ich sonst garantiert keinen Verlag gefunden hätte - und das Ding einfach zu überladen war. (Nur zwei Menschen haben das Manuskript in dieser ultralangen Fassung gelesen und beide werfen mir immer noch fassungslose Blicke zu, wenn die Sprache darauf kommt).

Beim Kürzen fielen einige geliebte Szenen und Dialoge raus, doch am meisten trauere ich der Hochzeit von Becks Schwester Nina hinterher. Sie heiratete einen stumpfen Langweiler, der Beck schon immer ein Dorn im Auge gewesen war, und die Feierlichkeiten erstreckten sich über ein ganzes Wochenende. Inmitten der Familie seines Schwagers fiel Beck unangenehm auf, er betrank sich, es gab einige peinliche Augenblicke. Dafür kam er aber endlich Lara näher, die er angefleht hatte, ihn zur Hochzeit zu begleiten. Um die Geschichte in den Griff zu kriegen, musste ich jedoch nicht nur diesen Erzählstrang rausschmeißen, sondern auch gleich Becks Schwester Nina.

2.

Die ursprünglich erste Szene des Romans spielte an Becks 37. Geburtstag, als er angetrunken nach Hause schwankte, in einen längeren Dialog mit einer Gruppe Halbstarker geriet und von ihnen schließlich auf geradezu demütigende Weise ausgeraubt wurde. Der ursprünglich erste Satz wäre daher gewesen: Es fing alles mit den geklauten Schuhen an.«

Der jetzige erste Satz lautet: »Als er bei Neapel vor einem Lokal parkte, hatte Beck acht Stunden Fahrt und sein ganzes Leben hinter sich.«

3.

Weil ich auf Lesungen oft danach gefragt wurde: nein, ich hasse Bob Dylan nicht, im Gegenteil, ich liebe seine Texte und Songs. Dennoch hatte ich ursprünglich nicht vor, ihn so prominent in die Geschichte einzubauen. Doch beim Schreiben hörte ich dauernd seine Lieder und irgendwann fiel mir auf, dass Rauli ein bisschen dem jungen Dylan ähnelte: beide genial und erratisch. Im nächsten Moment war dann schon Becks Vater großer Dylan Fan, während er ihn wiederum hasste. Und schließlich, am Tiefpunkt auf der Reise, wurde Bob Dylan sogar selbst zu einer der wichtigsten Figuren im Buch. Wenn ich an den Roman denke, denke ich jedenfalls immer an ihn, beides ist für mich untrennbar verbunden. Für die Verfilmung schrieb ich ihm einen langen Brief, aber leider wollte Dylan sich nicht selbst spielen.

4.

Rauli kommt aus Litauen, weil einer meiner besten Freunde aus Schulzeiten Litauer ist. Er und Rauli sind vom Charakter her grundverschieden, aber auch er war Musiker und spielte später in verschiedenen litauischen Bands (u.a. Mark Fiction). Der Bruder von Rauli ist nach ihm benannt. Einige Nebenfiguren tragen sogar die kompletten Namen von Freunden. Auf diese Weise wollte ich mich bei ihnen für die Unterstützung bedanken, und dafür, dass sie in schwierigen Zeiten an mich geglaubt hatten.

Mehrere Ortsnamen und Clubs sind wiederum fiktiv, auch ein, zwei Bands. Auf Seite 80 sitzen Beck und Rauli im Atomic Café, während eines Konzerts der Gruppe Kafkas Orient Bazaar. Das Atomic gibt es leider nicht mehr (shame on you, München!), die Band aber immer noch, und ich habe sie mir auch nicht ausgedacht. Als Beweis hier ihr aktuelles Musikvideo, das ich wirklich großartig und sehr sehenswert finde.

5.

Wie sieht man aus, wenn man ein bestimmtes, lang erwartetes Paket aus Zürich bekommt? Wenn man es mit Herzklopfen öffnet, weil man weiß: da ist vermutlich der erste eigene, gedruckte Roman drin? Wenn man das Buch dann schließlich in der Hand hält und es einfach nicht fassen kann?

Antwort: Man sieht ungefähr so aus wie auf dem Bild, das ich angehängt habe. Aufnahmedatum: der 16.05.2008, da erschien das Leseexemplar.

Schon seltsam, dass das bereits mehr als sieben Jahre her ist. Was mir beim Zusammenstellen dieser Liste jedenfalls auffiel, ist, wie unendlich viel Spaß es damals gemacht hat, dieses Buch und die Reise nach Istanbul zu schreiben. Wie sehr ich gerade diese drei Charaktere geliebt habe und wie sehr ich sie vermisse. Leider scheint eine Fortsetzung einfach unmöglich, aber vielleicht ist das auch besser so.

Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Sein vielbeachtetes Debüt Becks letzter Sommer erschien 2008 und wurde mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Sein dritter Roman Fast genial stand monatelang auf der Bestsellerliste. Nach Jahren in Barcelona lebt Wells inzwischen wieder in Berlin.