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Lieblingsbilder. Heute mit Ingrid Noll

Von Ingrid Noll

Der ›Türkenmode‹ des 18. Jahrhunderts verdanken wir zum Beispiel Mozarts Entführung aus dem Serail, aber auch ein bezauberndes Gemälde von Jean-Étienne Liotard. 1753 malte er Marie Adélaide von Frankreich, die es sich in orientalischen Kleidern auf einem Diwan gemütlich macht und nach Herzenslust schmökert.

Jean-Étienne Liotard (1702-1789), Marie Adelaide of France in Turkish Dress, 1753. Öl auf Leinwand, 50 × 56 cm, Galleria degli Uffizi, Florenz (via Wikimedia Commons).

Marie Adélaides seidene Gewänder sind schwarz gepaspelt und schimmern in elaborierten Farben. Zum hellen Jadegrün des Sofas kontrastieren ein fließendes Kleid mit Streublumen in Nelkenrot und ein türkisfarbener Turban mit koketter Feder und Perlenband. Eine mit Hermelin verbrämte Stola deutet an, dass es sich um eine Prinzessin handelt. Mit diesem rot-goldenen Brokat korrespondiert wiederum das feuerrote Haremsgitter des Fensters, das durchaus für eine symbolische Abschottung spricht, denn die Abenteuer einer Königstochter dürfen nur in Büchern stattfinden. Da sie sich trotzdem nicht ganz nach der Etikette richtet, hat die junge Frau die Schuhe einfach ausgezogen, ihre nackten Füße gucken unbekümmert aus den schwarz-weiß gestreiften Pumphosen heraus.

Wenn ich sehe, mit welcher Hingabe Marie Adélaide einen Roman liest, wie sich ihr Geist konzentriert und ihr Körper entspannt, dann möchte ich sofort mit ihr tauschen. So will ich selbst gern im Sofa und der Lektüre versinken, so sollen meine Leserinnen einen Krimi verschlingen – genauso.

 

Ingrid Noll, geboren 1935 in Shanghai, studierte in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte. Nachdem die Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt sofort zu Bestsellern wurden. 2005 erhielt sie den ›Friedrich-Glauser-Ehrenpreis der Autoren‹ für das Gesamtwerk. 

Jean-Étienne Liotard wurde 1702 in Genf geboren. Er bestieg im April 1738 in Neapel ein Schiff und reiste über Malta, Milos, Paros, Chios und Izmir nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, wo er im August eintraf und bis zum September 1742 bleiben sollte. Er schuf in dieser Zeit nicht nur zahlreiche Pastellgemälde mit türkischen Szenen, sondern kleidete sich auch nach der orientalischen Mode. Da er die türkischen Gewänder nach seiner Rückkehr in Europa weitertrug, wurde er in der Folge »Der Türkenmaler« genannt. 

Marie Adélaide de Bourbon (1732-1800), war Prinzessin von Frankreich und Navarra. Zum Zeitpunkt des Gemäldes war sie 21 Jahre alt.