Luca Perrella ist ein Neapolitaner, der in Mailand lebt. Er führt eine kinderlose Ehe, ist Chemiker und arbeitet als leitender Angestellter in einem multinationalen Konzern. Eines schönen Tages bringt er in einer Besprechung mit seinem Vorgesetzten Töne hervor, die stark an Vogelgezwitscher erinnern. Was ist mit ihm geschehen? Ist er durchgedreht? Hat er beschlossen, seinen Chef zum Narren zu halten, oder ist er tatsächlich dabei, sich in einen Vogel zu verwandeln? Wie wird seine Firma auf diese Metamorphose reagieren? Und welche Traumata wird sie in seiner bürgerlichen und konservativen Umgebung hervorrufen, bei seinen Angehörigen, wenn diese erkennen, daß sie mit jemandem unter einem Dach wohnen, der zwitschert wie ein Stieglitz, wie ein Cardellino? Diese Fragen beschäftigen De Crescenzos Humor und Phantasie in seinem ersten Roman, und der Leser kommt dabei wie immer ganz auf seine Rechnung. Der Ausgangspunkt ist ungewöhnlich, ja surrealistisch, doch die Art, in der sich die Geschichte entwickelt, betrifft uns alle zutiefst, denn wohl kein zweiter kennt so gut wie De Crescenzo den Büroalltag, gescheiterte Ehen, die Gefühle, das Unbehagen, das die Mehrheit von uns empfindet. Zio Cardellino ist ein süßsaures Buch, das Lachen, Lächeln und Nachdenken hervorruft und nach dessen Lektüre viele Leser, ein wenig besorgt, darauf warten werden, daß ihnen zwei Flügel wachsen, die sie davontragen, weit weg von allem.