›In meinem langen Leben habe ich nie einen Führerschein gehabt oder Auto fahren gelernt. Aber vor einiger Zeit fuhr ich des Nachts im Traum mit meiner griechischen Muse auf einer Landstraße dahin. Sie saß am Steuer, ich auf dem Beifahrersitz mit einem zweiten Lenkrad für Fahrschüler. Wohl oder übel bemerkte ich, daß sie völlig gelassen mit einer Binde vor den Augen fuhr und ihre Hände dabei kaum das Lenkrad berührten. Und während des Fahrens kamen aus ihrem Mund geflüsterte Gedanken, Pläne, Ideen, ungeheure Wahrheiten und fabelhafte Lügen, die ich in aller Eile mitschrieb…‹ In ›Geisterfahrt‹ reist der Leser rückwärts-vorwärts in die Zukunft, in ein nostalgisches Amerika, in eine Welt, die es nie gegeben hat und nie geben wird: Da sind Kartentrickschwindler, die ihn fast zum Zug hinauswerfen, da steht ein mottenzerfressener Wanderzirkus an der Grenze nach Mexiko, da sind eine liebeskranke alte Dame und ein altersschwaches Kamel, zerkratzte Schallplatten und Kuckucksuhren gibt es ebenso wie einen Toten, der nicht merkt, daß er tot ist. Es geht um sexuelles Erwachen, einen unheimlichen Fleischer und eine ebenso unheimliche Müllverarbeitungsanlage, um Religion und den Tod des Todes. Bradbury reist in sein eigenes Inneres, er sucht halb versunkene Erinnerungen auf, seine Kindheit mit ihren vagen Schrecken und Schönheiten, die Zeit, in der man noch an das Unmögliche glaubte – wer das Buch beiseite legt, muß erst einmal blinzeln und sich wieder in der Wirklichkeit zurechtfinden…