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Samuel Finzi als Kompagnon Carlos in der Verfilmung des ersten Bandes ›Allmen und das Geheimnis der Libellen‹. © ARD Degeto / Hardy Brackmann
Samuel Finzi als Kompagnon Carlos in der Verfilmung des ersten Bandes ›Allmen und das Geheimnis der Libellen‹. © ARD Degeto / Hardy Brackmann

Allmens Kompagnon Carlos

Allmens Alltag wäre ohne ihn nicht möglich – Carlos ist Koch, Retter und Kompagnon in allen Lebenslagen.

»Carlos kam aus Guatemala. Allmen hatte ihn kurz nach dem Tod seines Vaters beim Besuch eines Freundes kennengelernt. Eines Tages kam dieser propere, höfliche Gärtner und bat ihn sehr gewunden, ihn in seine Heimat begleiten zu dürfen. Allmen hatte kurz zuvor die Villa Schwarzacker erstanden und sich die Zeit bis zur Beendigung der Renovierung mit einer Reise durch Mittel- und Südamerika vertrieben. Die Villa brauchte einen Gärtner, und er sagte kurzentschlossen ja.

Zuletzt war Carlos nicht mehr nur der Gärtner, er kochte, servierte, bügelte, putzte, reparierte, improvisierte, log für Allmen und wurde immer unentbehrlicher.

An jenem Abend, als Allmen Carlos eröffnete, dass er die Villa verkaufen, ins Gärtnerhaus ziehen und sich von ihm trennen müsse, nickte dieser nur, sagte: ›Muy bien, Don John‹, und zog sich ins Gärtnerhaus zurück. Aber am nächsten Morgen, als Allmen am Frühstückstisch saß und Carlos ihm Kaffee nachschenkte, sagte er in seiner formellen Art: ›Una sugerencia, nada más.‹ Das hieß ›eine Anregung, mehr nicht‹ und bedeutete das Gegenteil. Carlos würde ihm einen sehr ausgereiften Plan unterbreiten, von dem er nicht abzubringen sein würde. Diesmal lautete er: Allmen wird ihn als Gärtner und Hauswart an den Käufer vermitteln, und er, Carlos, wird in die Mansarden des Gärtnerhauses ziehen und weiterhin für Don John arbeiten.«

»›Cómo no‹ war Carlos’ Art, ja zu sagen. Es bedeutete mehr als ja. Es bedeutete: sicher, selbstverständlich, unbedingt. Die Antwort kam rasch, wie die meisten von Carlos’ Antworten. Es war, als besäße er einen großen Vorrat an fixfertigen, abrufbaren Antworten auf alle Fragen des Lebens.«

»Die Beziehung zwischen Allmen und Carlos war immer eine respektvoll-distanzierte gewesen. Obwohl sie seit Jahren unter einem Dach lebten, war nie eine Freundschaft zwischen ihnen entstanden. Eine Komplizenschaft schon. Aber keine Freundschaft. Carlos besaß ein ausgeprägtes Gespür für die Distanz, die physische wie die emotionale, die seiner Meinung nach zwischen ihnen geboten war. Wenn Allmen sie unterschritt, wusste Carlos sie sofort wiederherzustellen.«

Das persönliche Detail

»Carlos trank nie Alkohol. Sein Vater war daran gestorben, als Carlos fünf und das jüngste der sechs Geschwister zwei Jahre alt war. Im Straßengraben ertrunken, als er dort besoffen schlief und nichts von dem schweren Regen mitbekam. Eines der wenigen persönlichen Details, die er Allmen einmal anvertraut hatte.«

Die verwendeten Zitate wurden entnommen aus ›Allmen und die Libellen‹ sowie ›Allmen und der rosa Diamant‹ von Martin Suter, erstmalig erschienen 2012 und 2013 im Diogenes Verlag.