Wozu braucht ein Schriftsteller eine Website? Martin Suter antwortet.

 

Es wird anders gelesen
Ich kann mich ja nicht beklagen: Meine Bücher sind dank Ihnen, liebe Buchhändlerinnen und Buchhändler, noch immer sehr erfolgreich. Allerdings werden die Auflagen im Vergleich zu früher kleiner. Der Grund dafür ist uns allen klar: Es wird anders gelesen. Nicht unbedingt weniger, vielleicht sogar mehr, aber anders. Wir sitzen vor Bildschirmen und immer weniger vor bedrucktem Papier. Wir chatten miteinander auf unseren mobilen Screens, führen darauf getippte Dialoge, informieren uns über das Weltgeschehen, schauen Filme und Serien, konsumieren Podcasts, hören und schauen Musik, spielen Games. Und das alles jederzeit und überall. Wann sollen wir denn da noch Bücher lesen?

Also auch anders schreiben
Die Entwicklung, dass das Digitale das Gedruckte in Bedrängnis bringt, ist nicht aufzuhalten. Aber vielleicht kann man sie nutzen. Genau das versuche ich mit der Website martin-suter.com. Das Digitale soll den Zugang zu den Büchern finden.

Die Kolumnen wiederbelebt
Ich habe mir überlegt, was sich in Form und Inhalt eignet – beim Pendeln, beim Warten, beim Sich-Langweilen und so weiter –, gelesen zu werden, und bin auf Kolumnen gekommen. Ich habe wieder begonnen, meine, wie Sie wissen, sehr erfolgreichen Business Class-Kolumnen zu schreiben. Jeden Monat zwei neue. Auch die Geschichten über den glücklosen Trendsetter Geri Weibel gehen jeden Monat weiter.

Beide Kolumnen habe ich viele Jahre nicht mehr fortgeführt. Dadurch, dass ich sie jetzt wieder schreibe, hoffe ich, einer jüngeren Leserschaft, die gewohnt ist, auf dem Handy zu lesen, die vielen bei Diogenes verlegten Business Class-Kolumnensammlungen schmackhaft zu machen. Und die Älteren, die sie von früher kennen, daran zu erinnern.

Auch die große Fangemeinde von Geri Weibel soll wieder auf ihre Rechnung kommen und vielleicht daran erinnert werden, dass der Diogenes Band Richtig leben mit Geri Weibel nach wie vor ein lustiges Mitbringsel ist.

Allmens Welt
Ich schreibe auch Geschichten über Johann Friedrich von Allmen, die man in den Romanen nicht findet. Was macht Allmen eigentlich zwischen den Romanen? Wie hat er den Lockdown verbracht? Was sind seine Lieblingshotels? Wie hat er sich das Rauchen abgewöhnt? Was ist sein Lieblingscocktail? Die Rubrik Allmens Welt soll Leserinnen und Leser auf die Allmen-Reihe neugierig machen und die, die sie schon kennen, bei der Stange halten.

Lila, Lila geht weiter
Als Diogenes vor bald siebzehn Jahren Lila, Lila veröffentlichte, kamen plötzlich viel mehr junge Leute zu meinen Lesungen. Und viele fragten mich, weshalb die Geschichte denn so traurig ausgegangen sei. Ich habe sie manchmal damit getröstet, dass es gut möglich sei, dass die beiden wieder zueinanderfinden. Auf martin-suter.com habe ich jetzt begonnen, Lila, Lila weiterzuschreiben. Natürlich mit dem Hinweis darauf, dass man die Fortsetzung doch besser erst dann lesen sollte, wenn man das Buch gelesen hat.

Foto: Martin Suter
Foto: Martin Suter

Wie ein Song entsteht
Um der neuen Art, Literatur, Kultur, Information, Musik, Film und Unterhaltung zu konsumieren, gerecht zu werden, veröffentliche ich auch Beispiele aus meiner Zusammenarbeit mit Stephan Eicher. Wir arbeiten zum Beispiel an einem neuen Song Book. Jetzt kann man auf Handy, Laptop und Desktop die Entstehung neuer Songs verfolgen.

Smalltalk mit Stuckrad-Barre
Auch Podcasts gehören zur neuen Art, wie wir Leser vom Lesen abgelenkt werden. Deswegen finden Sie auf martin-suter.com auch Smalltalk, den schrägen Podcast, auf dem Benjamin von Stuckrad-Barre und Martin Suter sich über allerhand Unwichtiges unterhalten. Sie ist in kurzer Zeit eine der beliebtesten Rubriken der Website geworden. Sie lockt ein anderes Publikum in die Bücherwelt hinein.

Poetisches Pingpongspiel
Eine weitere Spezialität der Website ist das Poesiepingpong. Als kleinen Protest gegen die Verrohung der Sprache in den Social Media habe ich vor einiger Zeit begonnen, auf Twitter zu tweeten, und zwar nur in gereimter Form. Inzwischen hat sich um diese Tweets herum eine Gruppe von Tweetern gebildet, die auf diese Reime zurückreimen. Wir haben daraus ein Spiel gemacht. Die besten, lustigsten, seltsamsten oder schönsten davon werden jeden Tag auf martin-suter.com als animierte Pingpongspiele veröffentlicht.

Die ersten Seiten vorgelesen
martin-suter.com ist in erster Linie Werbung für meine Bücher. Deswegen lese ich unter der Rubrik Martin Suter liest deren erste Seiten vor. Verzeihen Sie mir bitte die kleine Eitelkeit, dass ich dies jedes Mal in einem anderen Anzug und mit zum Umschlag passender Krawatte tue.

Persönliches preisgeben
Wer sich für Bücher interessiert, interessiert sich auch für die, die sie schreiben. Deshalb handelt wohl oder übel ein Teil der Website von mir selbst. Es werden Fotos von mir veröffentlicht, alte und neue, und man erfährt auch Dinge aus meiner Welt, die ich bisher nicht preisgegeben habe.

Ein Kinofilm über mich
Im Moment dreht der Regisseur André Schäfer einen Kinofilm über mich und meine Arbeit. Er trägt den Titel Martin Suter, der Mann hinter den Geschichten und zeigt Szenen aus meinen Romanen, in denen ich immer wieder selbst vorkomme. Von den Dreharbeiten für den Film, der nächsten Herbst in die Kinos kommt, finden sich auf der Website immer wieder Fotos, Clips und Episoden.

Ein neuer Roman in Arbeit
Es gäbe noch viel zu erzählen über martin-suter.com. Aber am besten entdecken Sie die Plattform selbst. Und falls Sie denken, ich betreibe diese Website, statt Bücher zu schreiben, kann ich Sie beruhigen: Ich arbeite an einem neuen Roman. Über dessen Fortschritte erfahren Sie bald mehr auf martin-suter.com

 

Gratiszugang für Sie – ohne Zahlungsdaten!

Martin-Suter.com ist nicht umsonst. Den Zugang zu den meisten Beiträgen muss man abonnieren. Das Ganze kostet 5 Euro oder 6 Franken im Monat oder 50 Euro oder 60 Franken im Jahr. Damit Sie sich mit dieser neuen Art des Schreibens und Lesens vertraut machen können, erhalten Sie einen Code, mit dem Sie zwei Monate lang gratis Zugang haben, ohne dass Sie Ihre Zahlungsdaten angeben müssen. Er lautet diogenes20 und kann auf Martin-Suter.com unter diesem Link eingegeben werden. Wenn Sie nach Ablauf der zwei Monate abonniert bleiben möchten, melden Sie sich bitte bei Diogenes.

Martin Suter, geboren 1948 in Zürich, arbeitete bis 1991 als Werbetexter und Creative Director, bis er sich ausschließlich fürs Schreiben entschied. Seine Romane – zuletzt erschienen Elefant und Allmen und der Koi – sowie seine Business Class-Geschichten sind auch international große Erfolge. Martin Suter lebt mit seiner Familie in Zürich.