Interview mit der Autorin und Illustratorin Tatjana Hauptmann

70. Geburtstag der Mainzelmännchen-Zeichnerin am 1.2.2020
Ausstellung im Wilhelm Busch Museum Hannover Juli bis Oktober 2020

»Es gibt nur wenige, die so ausdrucksstark und liebevoll zeichnen können wie Tatjana Hauptmann.« Philipp Keel, Diogenes Verleger

Tatjana Hauptmann, geboren am 1.2.1950 in Wiesbaden, lebt in Graubünden. Sie ist Autorin und Illustratorin unzähliger Kinderbücher. Vor ihrem ersten Kinderbuch Ein Tag im Leben der Dorothea Wutz (1978) im Diogenes Verlag zeichnete sie für das ZDF die Mainzelmännchen. Sie illustrierte u.a. die Diogenes Bücher Das große MärchenbuchDas große Balladenbuch, Theodor Storms Der kleine Häwelmann und zuletzt Peter Pan.
Gesamtauflage ihrer Werke: über 1 Millionen Exemplare.
Tatjana Hauptmann auf Instagram

Tatjana Hauptmann im Diogenes Interview

Sie werden am 1.2.2020 siebzig Jahre alt, über eine Million von Ihnen illustrierte Bücher wurden verkauft. Was bedeutet dies für Sie?
Bitte kein Gedöns wegen meinem Siebzigsten –  das brauche ich nicht! Hingegen ist die Gesamtauflage von einer Million meiner Bücher schon etwas Besonderes für mich. So weiß ich, dass sich meine Arbeit auch lohnt und ich mir nicht umsonst das Hirn zermartere, wie ich den Text so illustrieren könnte, dass die Geschichte für den Betrachter sogar noch weitergeführt wird und man Dinge sieht, die im Text nicht beschrieben sind. 

Wann fingen Sie mit dem Zeichnen an? Wie viel ist Übung, wie viel Talent?
Ich habe mit eineinhalb Jahren angefangen, den Bleistift zu schwingen. Eine Biene im Flug, ein Engelchen mit Schneeglöckchen gehört zu den frühesten Zeichnungen. Dann malte und später modellierte ich, baute mechanische Ziehkästen und vieles mehr.
So fühle ich mich am wohlsten – alleine in einem Zimmer zu sitzen und an etwas zu arbeiten. Auch die vielen Spaziergänge mit meinem Terrier Emily und überhaupt unterwegs zu sein gehören zu meiner Arbeitszeit, denn dann kommen Ideen, die mir zu Hause nicht einfallen.
Ich arbeite permanent, wenn nicht mit den Händen, dann im Kopf – denn ich bin unterwegs oft geistesabwesend.Ich habe immer ein Notizbuch in meiner Tasche, um meine Gedanken und Ideen zu notieren. Oft grüble ich Tage darüber nach, wie ich einen Text bildlich umsetze – das kann sehr anstrengend sein.
Mit dreizehn Jahren bin ich auf die Werkkunstschule in Wiesbaden gegangen und habe dort meine ersten beiden Kinderbücher geschrieben und gezeichnet. Meine Mutter unterstütze mich sehr, dass ich meine Begabung zum Beruf machen konnte. Tatjana Hauptmanns erstes Kinderbuch, 1962

Hat sich Ihr Stil verändert? Und wie würden Sie diesen beschreiben?
Ich passe mich keinem Trend an – ich bin immer wach am Beobachten und zeichne die Charaktere der Protagonisten möglichst lebendig, aber auch mit einem Augenzwinkern. Am Werdegang meiner Bücher sieht man meine permanente Entwicklung – und wenn ich es richtig finde, ändere ich einfach meinen Stil, wie im Großen Ringelnatz-Buch. Dieses Werk hätte ich unmöglich so illustrieren können wie zum Beispiel das Märchenbuch. Dafür hatte mich sogar der Sohn von Joachim Ringelnatz gelobt, dass ich die Erste sei, die seinem Vater gerecht wurde. 

Hatten Sie ein Lieblingsprojekt? Und woran arbeiten Sie gerade? Steht noch etwas auf der Wunschliste?
Mein Lieblingsprojekt ist immer jenes, an welchem ich gerade arbeite. Besondere Freude machte mir allerdings Ein Geräusch, wie wenn einer versucht, kein Geräusch zu machen zusammen mit John Irving oder Der keine Häwelmann von Theodor Storm. Bei den Illustrationen zu Peter Pan von James Matthew Berry war ich in einem regelrechten Rausch ... Für mich ist es das Größte, an meinem Arbeitstisch zu sitzen und eine phantasievolle Welt auf Papier zu bringen. Papier deshalb, weil ich noch ausschließlich klassisch ohne Computerhilfe arbeite.
Nach meinem großen Umzug nach Graubünden hocke ich an freien Arbeiten, probiere einiges aus und wenn es gerade passt, mache ich auch Objekte. Das nächste Buchprojekt ist aber schon in Planung.

Wie kamen Sie zum Diogenes Verlag?
Schon in frühester Jugend sammelte ich Kinderbücher und entdeckte Illustratoren, die mich sehr faszinieren – und alle bei Diogenes. Mir war so schon damals klar, dass ich auch dort verlegt werden will. Auf der Buchmesse 1977 bin ich dann, mit meinem damaligen Ehemann und meiner Busenfreundin im Geleit, mit der Mappe unter dem Arm direkt zum Diogenes-Stand. Daniel Keel wollte mich abwimmeln, auf mehrere Jahre sei der Verlag ausgebucht. Dank unserer Hartnäckigkeit schaute er doch, erst mürrisch, dann immer grinsender in die Mappe und wollte wissen, ob er die Zeichnungen dabehalten dürfe … und in der Mappe war Ein Tag im Leben der Dorothea Wutz.

Foto Tatjana Hauptmann zum Download. Foto: © Andrea Diglas

Interview mit Tatjana Hauptmann von Kerstin Beaujean, Dezember 2019
© by Diogenes Verlag AG Zürich
Kostenloser Abdruck erwünscht nach vorheriger Rücksprache mit Diogenes Verlag, Kerstin Beaujean, kb@diogenes.ch

Alle lieferbaren Bücher von Tatjana Hauptmann im Diogenes Verlag

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Tatjana Hauptmann steht für Interviews zur Verfügung. Rezensionsexemplare erhalten Sie über unseren Presse-Service. Autorenfotos finden Sie auf unserer Homepage zum freien Download.

Ruth Geiger (Leitung)  rg@diogenes.ch
Kerstin Beaujean  kb@diogenes.ch 

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