Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Hugo Loetscher starb vor 10 Jahren am 18.8.2009 in Zürich. Mit seinen Werken wie Der Waschküchenschlüssel oder War meine Zeit meine Zeit zählt er zu den bedeutendsten Schriftstellern der Schweiz und ist eine der Säulen des Diogenes Verlags. Im Gespräch mit Peter von Matt und einem Auszug aus unserem Autorenalbum möchten wir an ihn erinnern. 

Wenn Sie zum 18. August ein Fenster oder Büchertisch planen, finden Sie hier eine Auswahl seiner Titel, die allesamt beim Schweizer Buchzentrum in ausreichender Stückzahl vorrätig sind: Hugo Loetschers Werk bei Diogenes zum Download 
Sein Porträt können Sie in unserem Buchhandels-Bereich ebenfalls downloaden.

Aus dem Diogenes Autorenalbum
»Wer hat die Schweiz entdeckt?«, wurde Hugo Loetscher in Südamerika gefragt. Es war Loetscher selbst, immer wieder heimkehrend von Reisen nach Südamerika und anderen Ländern. Der Vielfalt der Blickwinkel nachzuspüren, galt das Interesse dieses Homme de lettres. Immer wieder schärfte er seinen »Blick für die Wirklichkeit«, »die zugedeckt unter unseren Füßen fließt«, wie es in seinem Erstling Abwässer. Ein Gutachten heißt. Loetschers Liebe zu Brasilien schlug sich nieder in der Begegnung mit einem verstorbenen Mädchen in Wunderwelt, sein Aufenthalt als ›Writer in residence‹ an der University of Southern California in Los Angeles in seinem Buch Herbst in der Großen Orange.Trotz seiner Weltläufigkeit blieben die Schweiz und Zürich Schauplatz vieler seiner Romane, von Der Immune bis zu Saison. Im Zürcher Kleinbürger- und Proletarierviertel Außersihl, wo er die Hauptfigur des Romans Die Kranzflechterin ansiedelte, wurde Hugo Loetscher 1929 geboren. Er studierte politische Philosophie in Paris und Zürich, publizierte danach in verschiedenen Zeitungen und war Redakteur bei der Zeitschrift Du und bei der Weltwoche. Immer war es Loetschers Bestreben, mit jedem Buch ein genuin neues Buch zu schreiben, wie er in seinen Poetikvorlesungen an der Münchner Universität bekannte. Hugo Loetscher starb am 18. August 2009 nach einer schweren Herzoperation in Zürich. Wenige Tage später erschien die humorvolle Beschreibung seiner eigenen Lebensreise War meine Zeit meine Zeit – ein Erinnerungsbuch, das zum Buch des Abschieds wurde.

Schöne Grüsse aus der Sprecherstrasse

Ihre Christina Müller

Facebook   Twitter   Blog  Instagram  YouTube

Zu Hugo Loetscher
Hugo Loetschers Dissertation neu beim Schweizerischen Literaturarchiv

Hugo Loetschers letztes Buch

Hugo Loetschers Dissertation neu beim Schweizerischen Literaturarchiv

»Vor zehn Jahren starb Hugo Loetscher (1929-2009). Zu seinem Ehren wird seine im Jahr 1956 an der Universität Zürich eingereichten Abschlussarbeit Der Philosoph vor der Politik: Ein Beitrag zur Politischen Philosophie (illustriert an der neueren Politischen Philosophie Frankreichs) der Forschung online zugänglich gemacht. Die Vorlage ist eine nur teilweise redigierte Fassung, mit handschriftlichen Einträgen von Loetscher selber. Obwohl diese Arbeit des damals siebenundzwanzigjährigen Loetscher keine große wissenschaftliche Bedeutung hat, ist sie für diejenigen, die sich für den intellektuellen Werdegang Loetschers interessieren, wichtig, weil sie einerseits seine essayistischen Schreibweise dokumentiert und andererseits Themen aufnimmt, die in seinen späteren Werken eine grundlegende Rolle spielen.«

Jeroen Dewulf, University of California/Berkeley, aus seiner Einführung zu Hugo Loetschers Dissertation, die das Schweizerische Literaturarchiv zum Todestag online stellen wird.

Zum SLA

Ein Gespräch mit Peter von Matt

Was war die Rolle, die Position Loetschers in der Schweizer Literatur?

»Er gehörte zu jener Generation von Schweizer Schriftstellern, die unmittelbar nach dem internationalen Durchbruch von Frisch und Dürrenmatt (Stiller 1954, Der Besuch der alten Dame 1956) auftraten. Dazu zählten insbesondere Otto F. Walter, Walter Matthias Diggelmann und Jörg Steiner, auch die Lyrikerin Erika Burkart. Diese Jüngeren hatten einerseits die zwei Giganten vor der Nase, deren Ruhm mit Frischs Andorra (1961) und Dürrenmatts Die Physiker (1962) den absoluten Höhepunkt erreichte und schlechthin nicht zu übertreffen war; andererseits war die Schweiz damit zu einem leuchtenden Literaturland geworden, wie sie es seit mehr als einem halben Jahrhundert nicht mehr gewesen war. Das öffnete den neuen Talenten viele Türen. Loetscher war von dieser Generation der ausgeprägteste Intellektuelle, in Paris geschult, mit dem Modell von Sartre und Camus vor Augen. Er war auch am meisten von allen in den Medien präsent, als Essayist, Kritiker und ironischer Kommentator, scharfäugig und mit treffendem Witz.«

Peter von Matt über Hugo Loetscher im Diogenes Interview, Juli 2019

Zum kompletten Interview