Katastrophen ereilen die Menschheit selten in Form von Sintfluten, aber meist in unerwarteter Aufmachung. Bei Patricia Highsmith, der Meisterin des subtilen Terrors, wird den Bewohnern der Luxus-Türme von Babel (mitten in Manhattan) von einer Armee von Kakerlaken ihr Heim Stück für Stück entrissen, auferstehen Krebstote in grausig-mitternächtlicher Gestalt aus ihren hurtig vergessenen Gräbern, winken die Gespenster des Vietnamkrieges in Form von Flußminen, die sich im harpunengespickten Riesenleib Moby Dicks verfangen und diesen zum zaubermächtigen Schrecken der Meere werden lassen, weht das schüttere Haar des Charakterscheusals Noemi Barton, das, zweihundert Jahre alt, noch immer nicht stirbt, keinen in Ruhe läßt. Wir sehen, wie Atommülldeponien Benny Jackson die berufliche Leiter hinaufbringen – teuer erkauft durch den Tod seines Freundes –, wie Wunder und Revolutionen geschehen, als Papst Sixtus der Sechste sich den großen Zeh verletzt, und wie eine Irre zu ihrem Glück kommt, die meint, sie sei Kleopatra. Von den (oft schuldig) Überlebenden will keiner von den Katastrophen künden, als hätte ihnen die Tatsache, daß sie noch einmal ungeschoren davonkommen, ein Alibi zum stillschweigenden Weiterleben besorgt … wie den ungestraften Mördern in Patricia Highsmith' Romanen und Geschichten.