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Das Band, das uns hält
Die achtzigjährige Edith Goodnough wurde verhaftet. Ihr Nachbar weiß um Ediths Lebenstragödien und die kleinen Lichtblicke, die vielleicht unweigerlich zu diesem Januar 1977 führten: die entbehrungsreiche Kindheit, der Tod der Mutter, der durch einen Unfall abhängige, stets wütende Vater. Wahrhaftig und einfühlsam entführt Kent Haruf abermals in ein Leben, in dem es an dem meisten fehlt, in dem es Herz und Beharrlichkeit braucht, um die Geschenke darin zu entdecken.
Edith Goodnough hat ihren Bruder getötet, heißt es. Ein gefundenes Fressen für die Presse, sogar aus Denver kommt ein Reporter nach Holt und auch zu einem Nachbarn und Freund von Edith und ihrem Bruder Lyman, Sanders Roscoe. Der verscheucht zunächst den Schreiberling von seinem Land, beginnt dann aber Ediths Lebensgeschichte zu erzählen: von der Ankunft der Eltern Ada und Roy auf einem Pferdewagen, der täglichen harten Arbeit auf dem Feld und mit dem Vieh, vom Unfall des Vaters, den jahrelangen Reisen von Lyman, von zu langen Abenden in der Holt Tavern, aber auch Ausflügen zu Volksfesten. Kent Harufs erster Roman malt mitnichten das romantisch anmutende Bild vom Landleben, sondern schildert den Kampf um eine selbstständige Existenz, was dank Freundschaft und Liebe auszuhalten ist und was Verrat und Wut zerstören können. Und er erzählt vor allem von der beeindruckenden Edith, deren Lebensweg alle berührt.