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Doris Dörrie feiert ihren 70. Geburtstag – wir gratulieren ihr sehr herzlich

»Sie kann schreiben, sie kann Filme machen, sie kann zeichnen, sie kann auftreten, und ist unterhaltsam und lustig. Wenn es Doris Dörrie nicht gäbe, ginge es in Deutschland vielleicht noch etwas ernster zu.« – Philipp Keel

Foto: © Mathias Bothor / laif

Am 26. Mai feiert Doris Dörrie ihren 70. Geburtstag – wir gratulieren ihr sehr herzlich. Geboren in Hannover, studierte sie Theater und Schauspiel in Stockton, Kalifornien, und in New York, wo sie nebenbei am Goethe-Institut als Filmvorführerin jobbte.
      Sie entschloss sich, nicht vor, sondern hinter der Kamera zu stehen. Der erste Walzer, ihre Abschlussarbeit an der Münchner Hochschule für Film, wurde an Festivals und im Fernsehen gezeigt, Männer, ihr dritter Kinofilm, in der ganzen Welt. Dabei wäre der Film, der sogar in den USA ein Hit war, beinahe nicht in die Kinos gekommen, weil er für die Verleiher ›zu klein‹ war.
      Parallel zu ihrer Filmarbeit hat sie zahlreiche Bestseller geschrieben, darunter Das blaue Kleid, Was machen wir jetzt?, Leben, schreiben, atmen oder Die Heldin reist. 2024 erschien der Dokumentarfilm Doris Dörrie – Die Flaneuse zu Leben und Werk von Doris Dörrie (Regie: Sabine Lidl). Anlässlich ihres Geburtstag wird der Dokumentarfilm in der Nacht von Freitag auf Samstag, 31.05.2025 von 00:00 Uhr bis 01:00 Uhr auf NDR ausgestrahlt.


»Doris Dörrie schreibt so, als erzählte sie einer Freundin über ihr Leben. Echt und warmherzig, Das macht außerdem Lust, über das eigene nachzudenken.«

– Elisa von Hof, Der Spiegel

1987 erschien Doris Dörries Debüt Liebe, Schmerz und das ganze verdammte Zeug, ein Buch mit vier Erzählungen. Doch wie ist die damals vor allem als Filmregisseurin bekannte Autorin zum Diogenes Verlag gekommen?
            »Mich hat das Komische im Tragischen immer schon am meisten interessiert. Ich halte es für die einzig mögliche Form des Überlebens, wenn man seinen Sinn für Komik so weit entwickelt, dass man das, was in der Welt vorgeht, überhaupt ertragen kann«, sagte Doris Dörrie in einem Interview mit Hellmuth Karasek im Spiegel, das der Verleger und Gründer von Diogenes Daniel Keel zufällig las. Er hatte wie Millionen andere ihren Film Männer gesehen, der international ein überragender Publikumserfolg war. Daniel Keel fand das Interview so geistreich, frech und sympathisch, dass er Doris Dörrie kurzerhand anrief. Nebenbei fragte er sie: »Schreiben Sie nicht zufällig auch?« Und sie antwortete: »Ja, zufällig schreibe ich für jeden Film eine kleine Geschichte, ganz für mich allein, nur um den Plot zu testen.« Der Verleger wollte die Texte gerne lesen, doch die Filmemacherin meinte, sie wären nicht zum Lesen gedacht, weil es sich eigentlich nur um größere Treatments handle. Nur zögerlich schickte sie die Manuskripte nach Zürich. Sie sah sich nicht als Schriftstellerin.

»Was sie schreibt, ist nie doof. Es macht reicher und – ja, doch – klüger.«

– Anja Maier, taz

In ihrem Begleitbrief vom Februar 1986 schrieb sie sich beinahe selbst den Absagebrief: »Lieber Herr Keel (wahrscheinlich schreibe ich Ihren Namen falsch – Entschuldigung!), hier also das versprochene Paket, alles, was sauber getippt ist, habe ich reingepackt; was ich sonst so habe, ist eine ziemliche Zumutung. Ihre Anfrage ehrt mich sehr, aber ich glaube selber, dass ich Filme mache, weil ich für alles andere zu doof bin. Als Regisseurin kam man immer durch die Kreativität von mindestens 25 Leuten, die um einen herumstehen, gerettet werden. Die blödesten Sätze, die man mal aufs Papier gepinselt hat, können durch einen guten Schauspieler noch verändert werden, und damit ist mein Beruf vielleicht ideal für abgrundtiefe Dilettanten. Gut, das werden Sie alles sehr schnell auch selber sehen; ich denke nur, eine Warnung ist angebracht.«

»Sie hat den Bogen einfach raus: ob im Film oder im Buch – immer die richtige Mischung aus Tragik und Komik.«

– Silke Arning, SWR1

Daniel Keel ließ sich von der Warnung nicht abhalten: Bald darauf erschien Doris Dörries erster Erzählband im Diogenes Verlag. Anfangs wurde Doris Dörrie als Autorin noch belächelt, heute streiten sich die Feuilletonisten darüber, ob Doris Dörrie besser Filme dreht oder Bücher schreibt. Die Antwort ist einfach: Sie kann beides.
    Es ist daher sehr gut möglich, dass man schon alle Bücher von Doris Dörrie gelesen, alle Filme gesehen und sich darüber hinaus von ihrem Schreibratgeber Leben, schreiben, atmen hat inspirieren lassen. Es ist noch möglicher, dass man selbst dann nicht genug von ihr hat. Wir empfehlen heute zwei Podcasts, in denen es sowohl um Doris Dörries Werk geht als auch darum, die Bestsellerautorin und Regisseurin auf persönliche Weise kennenlernen.
     Im vergangenen Dezember war Doris Dörrie im Interviewpodcast Alles gesagt? von Zeit Online zu Besuch und hat mit Jochen Wegner und Christoph Amend über die Frage gesprochen, wie wir die Geschichte unseres Lebens erzählen.

 

 

Und, ein wenig länger her, aber nicht weniger schön: Doris Dörrie hat 2019 vor großem Publikum in München eine Podcastfolge von Hotel Matze live aufgenommen.
    »Wie schafft sie es bei so viel Arbeit so gelassen zu bleiben? Und woher kommt diese Gelassenheit? Wohin führen ihre Wege, wenn sie sich treiben lässt? Wie blickt sie auf ihr eigenes Schaffen? Wie sieht ihr Alltag aus und warum macht sie das, was sie macht?«, fragt sich Matze Hielscher.

 

 

Selbstverständlich bedeutet Podcasthören nicht, dass wir einem Blick in ihre umfangreiche Bibliografie widerstehen können. Ob Erzählungen, Romane oder Autofiktion, Kolumnen, Schreibratgeber oder Schreibjournal, es gibt wahrlich nichts, das Doris Dörrie nicht kann.

Happy Birthday, liebe DD!