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Christian Schünemann, Emanuel Bergmann und die Leipziger Buchmesse. Ein Nachbericht.

Für Emanuel Bergmann war es die erste Buchmesse, an der auch irgendwie Whitney Houston zugegen war, Krimi-Schriftsteller Christian Schünemann wurde nebst Lesungen und Signierstunden unerwartet ein neuer Nebenjob zugetraut. Lustige Messe-Eindrücke und -Erlebnisse aus Autorensicht.

Foto: © Diogenes Verlag

Christian Schünemann

Christian Schünemann auf der Rückreise nach zwei Messetagen Leipzig. Er stellte dort seinen aktuellen Krimi Pfingstrosenrot vor, den er zusammen mit Jelena Volić schrieb. Foto: © privat.

»Leipzig, Parkhotel, vierter Stock. Ich warte auf den Fahrstuhl und bin nervös. In eineinhalb Stunden soll ich auf der Messe aus Pfingstrosenrot lesen, vorher Signierstunde. Ich habe ein weißes Hemd angezogen, Krawatte, ein dunkles Sakko mit Weste aus dem gleichen Stoff und denke: Die Weste ist zu warm, die Krawatte hässlich und überhaupt, ich gehe doch auf keinen Staatsempfang! Das »Pling« des Fahrstuhls ertönt.

Eine alte Dame im Persianermantel mit großem Koffer schaut kurzsichtig heraus, hält mir ihren Brillantring und einen Zimmerpass unter die Nase und fragt: »Bin ich hier richtig?« Auf ihrer Hotelkarte steht ›315‹. 

»Sie sind zu hoch gefahren«, sage ich. »Sie müssen ein Stockwerk tiefer.«

»Wie bitte?«

Ich steige ein, drücke die Drei und fühle mich wie damals, als ich im Hotel Kempinski gearbeitet habe. Jahrelang bin ich als Student in weißem Hemd, schwarzer Fliege und Weste über die Etagen gerannt, habe Udo Lindenberg und Loriot die Koffer geschleppt, die Betten von Iris Berben, Milva und Heinz Rühmann bezogen, habe Horst Tappert die Kleiderbürste gebracht, Senta Berger das Kirschkernkissen und Joachim Fuchsberger die Manschettenknöpfe. Eine gelangweilte reiche Russin zeigte mir damals in ihrer Suite den Inhalt ihres Kleiderschranks, teure Kostüme, Blusen, Dessous, ich wusste kaum, wie mir geschah, als ihr Mann plötzlich im Zimmer stand. Die Situation war heikel.

All das ist lange her. Ich bringe die alte Dame und ihren Koffer bis zur Tür, ziehe die Karte durch den Schlitz, wuchte den Koffer ins Zimmer. Die Dame holt ihr Portemonnaie hervor.

»Das ist nicht nötig«, wehre ich ab und erkläre, ich sei hier ja selbst Gast, aber die Frau hört nicht, drückt mir einen Schein in die Hand und sagt: »In einer halben Stunde brauche ich ein Taxi.« Sie nickt, und ich bin entlassen. Es ist wie damals.

Mit zehn Euro in der Hosentasche komme ich pünktlich zur Signierstunde.«

Jelena Volić und Christian Schünemann glücklich am Diogenes Stand eingetroffen. Foto: © Diogenes Verlag.

Emanuel Bergmann

Emanuel Bergmann im Video über sein erfolgreiches Debüt Der Trick: http://diolink.ch/zc Foto: Philipp Rohner / © Diogenes Verlag

»Es war mein erster Besuch der Buchmesse Leipzig, und ich muss sagen, es war ein besonderes Erlebnis. Ein sehr netter Mensch namens Matthias hat mich am Hotel abgeholt und zum Messegelände gefahren, damit fing es überhaupt schon an – es war das erste Mal, dass ich im Auto zu einer Messe kutschiert wurde. In der Halle 4 dann ein wahnsinniges Gewühl, und mir wurde wieder einmal klar, warum Buchmessen bei allem Stress auch so viel Spaß machen – man kann eintauchen in die Welt der Geschichten und ist umgeben von Gleichgesinnten. In Leipzig waren auch wahnsinnig viele Cosplayer, was sicher auf dem Manga-Schwerpunkt liegt. Die Kostüme waren echt klasse!

Emanuel Bergmann signiert am Messestand. Foto: © Diogenes Verlag

Ich selbst musste eigentlich gar nicht viel tun. Ich saß am Diogenes-Stand, habe mit den Kollegen geredet, ihnen die Kekse weggegessen und ab und zu ein Buch signiert. Dann sollte ich im Literaturforum lesen, was mich ein wenig nervös gemacht hat. So viele Menschen! Zudem hat mein Vorredner überzogen, und ich wurde langsam etwas hibbelig. Aber dann lief es, glaube ich, ganz gut. Es kann eigentlich auch gar nicht so viel schief gehen, zumindest für die Zuhörer, denn es gibt eine wunderbare Auswahl an Events – wenn es einem nicht gefällt, geht man einfach weiter.

Matthias hat mich danach netterweise auch wieder abgeholt und mir noch ein wenig von Leipzig gezeigt, unter anderem ein Flüchtlingslager, das gerade gebaut wird. Und er hat mir erzählt, dass da, wo unterhalb des Hauptbahnhofs jetzt eine Einkaufspassage mit McDonald’s und Nordsee ist, früher die Stasi die Post aller DDR-Bürger aufgemacht und gelesen hat. Tja, in Leipzig liebte man eben schon immer das Lesen.

Foto: © privat

Am Abend durfte ich in der Moritzbastei lesen, die ich bis dahin gar nicht kannte – eine verwinkelte Festung, die mich an ein Set aus Game of Thrones erinnerte, und wo ich mit einem netten Kollegen namens Johannes Ehrmann aufgetreten bin, der aus seinem Roman Großer Bruder Zorn vorgelesen hat. Es war ein befremdliches Gefühl, vor so vielen Leuten zu lesen, wir wurden per Bildschirm in den Rest der Moritzbastei übertragen, aber es hat auch Spaß gemacht. Habe danach noch mit ein paar Lesern gesprochen, die mir sagten, dass sie sozusagen blind herkommen und sich einfach stundenlang neue Autoren anhören. Wahnsinn! Und bestimmt viel interessanter als die Briefe von DDR-Bürgern. Oder vielleicht auch nicht, denn ich frage mich immer noch, was in diesen Briefen gestanden haben mag – Liebesbriefe, Hassbriefe, Briefe an Eltern und Kinder …

Mein alter Freund Thomas Seng, für den ich vor vielen Jahren meine ersten Texte geschrieben hatte, kam auch nach Leipzig, und so endete der Abend für uns mit einigen Kollegen von Diogenes an der Hotelbar, wo der irische Whiskey in Strömen floss und die Gefühle durch unsere Adern schossen.

Eine Bemerkung am Rande: Leipzig hat sich als eine unfassbar schöne Stadt entpuppt, allerdings hingen überall Plakate für ein Whitney-Houston-Konzert. Das hat mich verwirrt. Ist die Arme denn nicht tot? Doch, ist sie. In ganz kleiner Schrift stand unter ihrem Namen: »Tribute Concert«. Aha. Also doch kein Auftritt der lebenden Toten. Ist vielleicht besser so.«

Foto: © privat

Wir danken allen Autoren, Besuchern und Kollegen für eine schöne Buchmesse und freuen uns schon auf die nächste!

 

Christian Schünemann, geboren 1968 in Bremen, studierte Slawistik in Berlin und Sankt Petersburg, arbeitete in Moskau und Bosnien-Herzegowina und absolvierte die Evangelische Journalistenschule in Berlin, wo er auch lebt. Er hat im Diogenes Verlag vier Kriminalromane um den Münchner Starfrisör und Amateurdetektiv Tomas Prinz veröffentlicht und gemeinsam mit Jelena Volić die Belgrad-Krimis Kornblumenblau sowie ganz aktuell Pfingstrosenrot.

Emanuel Bergmann, geboren 1972 in Saarbrücken, ging nach dem Abitur nach Los Angeles, um dort Film und Journalismus zu studieren. Er war viele Jahre lang für verschiedene Filmstudios, Produktionsfirmen und Verlage in den USA und Deutschland tätig. Derzeit unterrichtet er Deutsch, übersetzt Bücher und schreibt Artikel für diverse deutsche Medien. Der Trick ist sein erster Roman.

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