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»Der Plan war, über eine ganz normale Frau zu schreiben, die man nicht für die Heldin eines Thrillers halten würde.« – Im Gespräch mit Mick Herron

Die meisten kennen Mick Herron als den Autor der Slow Horseszuletzt im Diogenes Verlag erschienen ist jedoch sein Debütroman Down Cemetery Road – zum Serienstart auf Apple TV+. Im Gespräch verrät er, wie er auf seine zwei coolen Protagonistinnen gekommen ist, weshalb der Humor nie fehlen darf und wie er seine bisherigen Werke aus heutiger Perspektive sieht.

Sarah Tucker lebt in einem beschaulichen Vorort von Oxford, in der Rolle als Hausfrau gestrandet. Als jedoch nach einer Explosion in der Nachbarschaft ein Kind spurlos verschwindet, findet sie keine Ruhe mehr und holt sich Hilfe bei der Privatermittlerin Zoë Boehm. Gemeinsam bringen die beiden Frauen mehr Geheimnisse als Antworten ans Licht ...
     Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer. Mit einem Vorwort von Emma Thompson.

Down Cemetery Road ist Ihr erster Roman, den Sie vor Ihrer Slow-Horses-Reihe geschrieben haben und der gerade auch als Serie von Apple TV+ adaptiert wurde. Wie sehen Sie Ihre bisherigen Werke heute – sowohl den Text als auch die neue Verfilmung?

Ich blicke gern auf meine frühen Werke zurück – insbesondere Down Cemetery Road. Wenn ich den Roman heute schreiben würde, wäre er wahrscheinlich kürzer, aber ich finde nichts daran allzu peinlich. Die Fernsehversion, die ich inzwischen gesehen habe, wird dem Buch mehr als gerecht: Sie ist spannend, temporeich, und Emma Thompson und Ruth Wilson verkörpern die Hauptpersonen ganz wunderbar. Die Autorin Morwenna Banks hat die Figur Zoë großartig ausgearbeitet – sie kommt im Roman nicht so häufig vor, aber in der Verfilmung ist sie eine zentrale Figur.

Oxford ist der Schauplatz von Down Cemetery Road und auch Ihr Wohnort. Wie ist Ihre Beziehung zu dieser Stadt, und welche Rolle spielt der Schauplatz Ihrer Romane in Ihrem Alltag?

Als ich Down Cemetery Road schrieb, arbeitete und lebte ich in Oxford – ich war also 24 Stunden am Tag in der Stadt. Sie wurde zwangsläufig zu einem wichtigen Teil des Romans, obwohl ich bewusst vermieden habe, die Universität allzu oft zu erwähnen. Ich lebe gerne hier und habe Oxford auch als Schauplatz für meinen neuesten Slow Horses-Roman Clown Town gewählt. Das lag vor allem daran, dass es einfacher ist, über einen Ort zu schreiben, den man sehr gut kennt.

Im Mittelpunkt stehen zwei coole Ermittlerinnen. Wie sind Sie auf die Idee für diese beiden Figuren gekommen?

Der Plan war, über eine ganz normale Frau zu schreiben – jemanden, den man nicht für die Heldin eines Thrillers halten würde – und sie in eine gefährliche Situation zu bringen. Das war Sarah.
     Und weil ich jemanden brauchte, der ihr aus der Gefahr heraushilft – und ich wollte, dass es ebenfalls eine Frau ist, um das Klischee der hilflosen Frau, die von einem mutigen Mann gerettet wird, zu umgehen –, erfand ich Zoë. Sie fühlt sich in der Rolle der Heldin viel wohler, sie ist deutlich entschlossener als Sarah. Es hat mir großen Spaß gemacht, diese beiden Figuren aufeinandertreffen zu lassen – deshalb habe ich sie in späteren Romanen wieder aufgegriffen.

 

Emma Thompson, die in der TV-Adaption Zoë Boehm spielt, schreibt in ihrem Vorwort: »Die Situationen waren lustig, die Sprache war lustig, die Dialoge waren lustig, die Menschen waren lustig – und es gab echte Gags. Um es klar zu sagen: Es handelt sich nicht um Komödien.«
     Wie schaffen Sie es, (schwarzen) Humor mit ernsten und spannungsgeladenen Themen zu verbinden?

Ich schreibe gerne über ernste Themen – ich glaube, es wäre schwierig, einen Roman zu verfassen, ohne dabei auch ein ernsthaftes Anliegen zu verfolgen. Gleichzeitig möchte ich aber weder einen Roman schreiben noch lesen, der nicht von Humor durchzogen ist. In meinen Büchern ist dieser Humor meist schwarz, weil er meiner Meinung nach am besten zu den Situationen passt, über die ich schreibe. Aber ich bemühe mich nicht bewusst darum, ein Gleichgewicht herzustellen – ich verlasse mich auf meine Intuition und vertraue darauf, dass es funktioniert.

Seit 2024 sind Sie Mitglied der Royal Literary Society. Was bedeutet Ihnen das?

Sehr viel! Andere Auszeichnungen, die ich erhalten habe, stammen aus  dem Bereich des Kriminal- und Spionageromans – meinem eigentlichen Zuhause, bestehend aus befreundeten Kolleginnen, Kollegen. Diese Ehrung fühlte sich jedoch wie eine Anerkennung durch die größere literarische Welt an. Ich werde mich unter Krimiautorinnen und -autoren immer am wohlsten fühlen – aber diese Auszeichnung war etwas ganz Besonderes.

 

Ein Interview mit Mick Herron von Stephanie Uhlig, Oktober 2025 © by Diogenes Verlag AG, Zürich


Down Cemetery Road
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Down Cemetery Road

Zoë Boehm ermittelt in Oxford
Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer. Mit einem Vorwort von Emma Thompson

Sarah Tucker lebt in einem beschaulichen Vorort von Oxford, in der Rolle als Hausfrau gestrandet. Als jedoch nach einer Explosion in der Nachbarschaft ein Kind spurlos verschwindet, findet sie keine Ruhe mehr und holt sich Hilfe bei der Privatermittlerin Zoë Boehm. Gemeinsam bringen die beiden Frauen mehr Geheimnisse als Antworten ans Licht – Menschen, die lange für tot gehalten wurden, weilen unter den Lebenden, während sich immer mehr schnell zu den Toten gesellen. Vom ruhigen, abgründigen Pflaster Oxfords in ein Netz aus Verschwörungen von hochoffizieller Seite.


Paperback
560 Seiten
erschienen am 22. Oktober 2025

978-3-257-30115-1
€ (D) 19.00 / sFr 26.00* / € (A) 19.60
* unverb. Preisempfehlung
Auch erhältlich als

 

Mick Herron, geboren 1963 in Newcastle-upon-Tyne, studierte Englische Literatur in Oxford, wo er auch lebt. Seit 2024 ist er Mitglied der Royal Society of Literature. Seine Romane wurden vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Theakston's Old Peculier Crime Novel und dem Ellery Queen Readers Award; für sein Lebenswerk erhielt er 2025 den CWA Diamond Dagger. Sowohl seine in London angesiedelte ›Slow Horses‹-Serie als auch die Oxford-Serie um die Privatermittlerin Zoë Boehm werden mit Starbesetzung von Apple TV+ verfilmt.