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Die große Werkausstellung von Tatjana Hauptmann

Eine ganz besondere Ausstellung wurde am 2. Juli 2022 im Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst eröffnet: Das Gesamtwerk der Autorin und Illustratorin Tatjana Hauptmann kann bis Ende Oktober in Hannover umfangreich und schillernd wie noch nie zuvor bestaunt werden.

Foto: Tatjana Hauptmann © Andrea Diglas

Die Kinderbuchautorin hat dem Museum ihr gesamtes illustratives Schaffen als Schenkung überlassen. Bei einem Besuch kann man eine unglaubliche Vielzahl von Vorzeichnungen und Skizzen entdecken. »Es bietet die Gelegenheit, ihr bei der Arbeit quasi ein bisschen über die Schulter zu gucken«, meint die Museumsdirektorin Gisela Vetter-Liebenow. Von ihrem Debüt Ein Tag im Leben der Dorothea Wutz bis zum 2016 erschienen Prachtband Peter Pan – Tatjana Hauptmanns Gesamtwerk wird im Museum für Groß und Klein gezeigt. Im Videointerview erläutert Tatjana Hauptmann, was die Ausstellung für sie bedeutet und wie sie bei ihrer Arbeit vorgeht. »Es ist, als würde man auf Wolken schweben.«

Foto: Tilman Spreckelsen © David Hauptmann

Bei der Vernissage am 1. Juli 2022 hielt Tilman Spreckelsen (FAZ) diese Laudatio:

     Meine Damen und Herren,

     Wenn sich ein Kind ankündigt, ist das in den meisten Fällen ein Grund zur Freude. Auch die jungverheiratete Mrs. Darling freut sich auf den Nachwuchs. Nur dass ihr Mann, der Börsenmakler, dann auf die Geburt seiner Tochter Wendy nicht so reagiert wie erhofft. Vielleicht, sagt er zu der jungen Mutter, müssten sie sich von dem Kind gleich wieder trennen. Seine Bedenken sind an die Kosten geknüpft, die ein Kind mit sich bringt, und erst nachdem er streng das Guthaben der Familie gegen mögliche künftige Arzthonorare gerechnet hat – was, wenn das Kind einmal Mumps, Masern, Röteln und Keuchhusten bekommt? –, erst als sich herausstellt, dass das Kind finanzierbar ist, willigt Mr. Darling ein, Wendy zu behalten. Statt sie – und später dann wohl auch ihre Brüder John und Michael – »wegzugeben«.
     Die Geschichte, die James Matthew Barrie in seinen Büchern um
Peter Pan erzählt und die Tatjana Hauptmann 2016, gut hundert Jahre später, illustriert hat, ist grausam. Sie handelt von lieblosen Erwachsenen, die Kinder mal so eben im Park – genauer: in den berühmten »Kensington Gardens« – vergessen, weshalb sich Peter Pan, die grausamste Gestalt von allen, die Kinder als Spielgefährten in sein eigenes jenseitiges »Neverland« holt, wo sie ohne elterliche Kontrolle und auch ohne elterliche Liebe ewige Abenteuer erleben. Peter Pan aber, der Junge, der niemals erwachsen wird, nutzt das Schicksal jener verloren Kinder nicht nur aus, er teilt es mit ihnen, denn auch er ist so ein ungewolltes Kind – nur mit dem Unterschied, dass er damals sogar aus dem Park wieder nach Hause gefunden hat, wo man ihm dann aber das Fenster vor der Nase zugeschlagen hat – denn an seiner Stelle lag jetzt ein anderes Baby in der Wiege.

Aus Peter Pan, illustriert von Tatjana Hauptmann © Diogenes Verlag

     Wie stellt man das optisch dar, diese himmelschreiende Lieblosigkeit der Erwachsenen und das mit Trotz übertünchte Elend der Kinder? Wie die Erzählung des ebenfalls familiär traumatisierten Autors, die von ihm als Schauspiel, Geschichtenzyklus und schließlich als Kinderbuch mehrfach neu gefasst und in ihren grotesken Zügen sogar noch verstärkt wurde? Wie also macht man das berühmte Buch Barries anschaulich, vor allem vor dem Hintergrund einer langen Tradition, in der die Bilder aus dem beinahe niedlichen Disney-Film mittlerweile schon ikonisch geworden sind?
     Tatjana Hauptmann, so scheint es, hat zuallererst einmal gelesen. Ich weiß nicht, ob sie eine langsame oder eine schnelle Leserin ist, aber ich stelle mir vor, dass sie bereits beim Buchtitel, genauer, beim zweiten Wort in ihrem Lesefluss inngehalten hat: Peter »Pan«.
     Dass der Junge die archaische, aller Moral entrückte Naturgottheit schon im Namen trägt, wird oft gar nicht wahrgenommen; in Tatjana Hauptmanns Illustration des Romans begegnet er uns dagegen gleich auf der allerersten Tafel des Buchs, wenn dort oben auf einem Haus, das aussieht wie ein von innen beleuchtetes Puppenhaus, eine Gestalt thront, die mit einer Art Aulos, dem klassischen Blasinstrument eines antiken Fauns, für den Mond ein Konzert gibt. Man sieht nur die Kontur der in der Bauchregion etwas fülligen Gestalt mit auffällig krummen Beinen, sodass man hier leicht an die Bocksgestalt eines Fauns denken kann und wohl auch soll – die späteren Bilder zeigen dann, dass die Wölbung des Rumpfs von einem Blättergewand erzeugt wird, das Peter trägt, und die Beine nur in dieser Perspektive und Beleuchtung so krumm wirken, dass der Held dieses Buches doch eher als ein, wenn auch draufgängerischer, kleiner Junge anzusehen ist. Aber dieses erste Bild bringt einen Zug seines Wesens zur Kenntlichkeit, der zweifellos vorhanden ist. Wir sind also gewarnt, wir wissen, wer da oben auf dem Dach hockt. Nur die Kinder der Darlings, die im Puppenhaus wohnen und sich auf ihn einlassen werden, die wissen es nicht.
     Illustration ist Interpretation, selbstverständlich, und sie ist umso einleuchtender, je mehr wir die Hand des Künstlers und seinen individuellen Zugriff erkennen. Wer etwa als Autor eines Textes darauf beharrte, der Künstler, der sich seines Werkes annimmt, möge sich doch bitte genauestens an den Wortlaut, an jeden einzelnen Buchstaben halten, wird, wenn sein Wunsch erhört wird, die langweiligsten Bilder der Welt zu seinem Buch bekommen – zum Glück wird ein solcher Wunsch in der Regel ja nicht erhört.

Aus Peter Pan, illustriert von Tatjana Hauptmann © Diogenes Verlag

     Illustration ist aber auch ein Mittel, sich von einer Vorlage zu lösen und sie zugleich zum Funkeln zu bringen, ihr etwas abzulauschen, was ihren Kern ausmacht, ohne ausgesprochen zu werden, kurz: etwas sichtbar zu machen, das erst der Künstler im Text erkennt und danach alle, die das Buch in die Hand nehmen. Ein prächtiges Bild aus Peter Pan zeigt das Piratenschiff, das durch das Meer des Traumkontinents »Neverland« segelt, vor einer Aquarelllandschaft mit Gischtkronen und Möwen und Seejungfrauen, die von einem meerumspülten Felsen zuschauen – eine Kulisse der schönsten Romantik also, von der sich das Schiff seltsam abhebt, denn es trägt in scharfen Konturen alle Zeichen eines gefalteten Papierschiffs, an seinem Mast dreht sich eine Windrose, wie Kinder sie an ihren Fahrrädern haben, im Rumpf steckt ein Drehschlüssel, mit dem man mechanisches Spielzeugt aufzieht, und aus den Kanonen kommen Seifenblasen. Ein Kindertraum, ein Spiel, ein Ort, an dem man sich verliert, weil man das Papierboot als ein echtes Seeräuberschiff ansieht und die Windrose als einen aufregenden Zusatz – es bleibt Erwachsenen vorbehalten, die solche Spiele nicht mehr spielen, die Diskrepanz zwischen so zu tun, als ob, und den tatsächlichen Gegenständen zu erkennen. Und es ist die große Kunst Tatjana Hauptmanns, auf diesem Bild und vielen anderen diese beiden Bereiche ineinanderfließen zu lassen, denn genau darum geht es in Barries Buch: um die eigentlich scharf voneinander abgegrenzten Sphären von Kindheit und Erwachsensein und zugleich um den unausweichlichen Übergang, den man als exakten Moment niemals identifizieren kann; und es geht um den tief traumatisierten Jungen, der nichts so hasst wie dabei zuzusehen, wie seine liebsten Spielgefährten, einer nach dem anderen, diesen Übergang vollziehen. Erwachsen werden.

Peter Pan
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Peter Pan

Aus dem Englischen von Christiane Buchner und Martina Tichy

Alle Kinder werden erwachsen. Nur eines nicht.
Kommen Sie mit auf die Insel Nimmerland, wo Peter Pan wohnt, Anführer der verlorenen Jungs, die nie erwachsen werden wollen. Fiebern Sie mit, wenn sie Abenteuer gegen Captain Hook bestehen, und lassen Sie sich von der Geschichte um das Mädchen Wendy berühren.
Einer der schönsten Klassiker der Literaturgeschichte in ungekürzter Neuübersetzung.

 


     Mit einem Buch voller Übergänge hatte Tatjana Hauptmann 1978 ihre Karriere begonnen; in Ein Tag im Leben der Dorothea Wutz eröffnen Ausstanzungen in den Bilderbuchseiten den Blick in die jeweils nächste und führen so zugleich durch den Tagesverlauf einer Schweinefamilie – ganz ohne Worte, aber umso herausfordernder für Leser jeden Alters. Denn zu benennen, was da auf einer Seite genau passiert, ist nur mit Blick auf die vorigen und die folgenden Seiten möglich, und während man so blättert, verliert man sich zuverlässig in diesem Kosmos der zutiefst bürgerlichen Schweine, die – so will es die Künstlerin – einen ganz unspektakulären Tag verbringen und vor uns ausbreiten, während wir in den Details dieser gleichbleibend soliden Bilder dasjenige suchen, was genau diesen Alltag so einzigartig macht, weil über ihm eine flirrende Vergänglichkeit schwebt, die jeder kennt, der mit Kindern lebt und ihnen beim Größerwerden zusieht.         

Ein Tag im Leben der Dorothea Wutz
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Ein Tag im Leben der Dorothea Wutz

Tatjana Hauptmanns opulent ausgestattete Bildergeschichte über die vielbeschäftigte Schweine-Mama Dorothea Wutz ist mit den außergewöhnlichen, ineinander verschachtelten Bildtafeln ein Ausnahme-Buch.

     Ob kunstvoll flüchtige Stiftzeichnungen in Schwarzweiß oder sorgfältig kolorierte Tableaus: Man wird in Tatjana Hauptmanns Werk kaum etwas auf den ersten Blick erfassen und deuten, weil das Verschränken der Ebenen zu ihrem ästhetischen, man könnte auch sagen: ihrem narrativen und interpretatorischen Programm gehört. Dazu dient der Bildaufbau, dient die Figurenzeichnung, nicht selten aber auch die Farbgebung. So ist beispielsweise das Grimm’sche Dornröschen, das Tatjana Hauptmann 1987 für Das große Märchenbuch illustrierte, als Geschichte bekanntlich auf eine große, hundert Jahre andauernde Erstarrung angelegt, die alles Leben im ganzen Königsschloss unterbricht. Die Künstlerin wählt einige Szenen als Vorlage für Bleistiftzeichnungen aus, der berühmte Blick in die Küche aber, wo gerade das Essen auf dem Feuer steht und der Koch dem Küchenjungen an den Haaren ziehen will, um ihn zu bestrafen, diese Szene also dient als Vorlage für ein ganzseitiges Bild. Im Vordergrund sind da tatsächlich Koch und Küchenjunge zu sehen, aber schlafend und dabei so bleich und starr, dass sie wie Statuen wirken, im Zwischenbereich zwischen Leben und Tod, und dies mit vollem Recht: nicht nur, weil ein hundertjähriger Schlaf durchaus etwas Todesähnliches hat. Sondern auch, weil ja das Aufwachen gar nicht sicher ist, schließlich weiß niemand, ob sich nach Ablauf der hundert Jahre ein Prinz hierher verirren wird.  

Aus Das große Märchenbuch, illustriert von Tatjana Hauptmann © Diogenes Verlag

     Das große Märchenbuch ist eines der schönsten von Tatjana Hauptmann geschaffenen Werke, auch weil sie erkennbar mit unterschiedlichen Formen spielt und je nach Text variiert. Wo es derb zugeht, wahrt sie künstlerische Distanz zur Burleske, ohne je zimperlich zu sein. Ihre Landschaften sind nicht selten traumverloren, während ihre Prinzessinnen meist ausgesprochen irdische Geschöpfe sind, mit denen man keinen Streit haben möchte. Vor allem aber hat sie einen sicheren Blick für die latente Hässlichkeit von Bosheit. Wer anderen übelwill, schreibt sich diese Disposition mit hartem Federstrich ins Gesicht und auf den Leib, der Teufel so gut wie die russische Hexe Baba Jaga, die sinnlos böse Ziege aus Tischlein deck dich ebenso wie die mörderischen Stiefmütter, von denen es im Märchen nur so wimmelt. Und auch Ali Baba in ihrer Version von 1001 Nacht steht angesichts der Goldstücke in der Räuberhöhle die Gier ins Gesicht geschrieben wie kaum einmal sonst in diesem vielfach illustrierten Märchenstoff. Dass dabei übrigens immer Spuren früherer Menschlichkeit durchschimmern, ist Tatjana Hauptmanns großes Vermögen; wie in Peter Pan zeigt sie die Übergänge zwischen den Sphären auf und verwischt sie zugleich.

Das große Märchenbuch
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Das große Märchenbuch

Die hundert schönsten Märchen aus ganz Europa
Herausgegeben von Christian Strich und mit Illustrationen von Tatjana Hauptmann. Mit einem Nachwort des Herausgebers
25 Jahre ›Das große Märchenbuch‹: »Ein Prachtband. Ein Buch zum Schmökern und Stöbern, das aber richtig zum sinnlichen Vergnügen durch die vorzüglichen Zeichnungen und Aquarelle von Tatjana Hauptmann wird, die fast keine Seite ausgelassen hat, um sie mit einer oder zwei ihrer witzigen und frechen Zeichnungen zu versehen.« Der Tagesspiegel, Berlin

Anthologien, Kinderbücher, Geschenkbücher
Hardcover Leinen
22 × 27 cm
672 Seiten
erschienen am 20. Oktober 1987
ab 5 Jahren

978-3-257-00685-8
€ (D) 55.00 / sFr 77.00* / € (A) 56.60
* unverb. Preisempfehlung

    
     Besonders diese Anlage verleiht den Bildern nicht nur eine große Eigenständigkeit, sondern auch, wenn es um literarische Klassiker geht, eine zeitlose Frische, die sich wesentlich aus dem festen Vorsatz der Zeichnerin speist, sich nirgendwo anzubiedern: nicht bei den Erwachsenen, die solche schönen Bücher verschenken, und nicht bei den vermeintlichen Vorlieben der jugendlichen Leser. Dabei kommt es ihr zupass, wenn die Vorlage von einem ähnlich unabhängigen Geist wie Mark Twain stammt, dessen Tom Sawyer und Huckleberry Finn sie ebenfalls illustriert hat. Mit der gleichen Ernsthaftigkeit wie Twain behandelt sie die Einwohner des Städtchens, und wenn sie die Kinder als schmutzstarrende, anmutige Wesen zeichnet, liegt darin ein Vermögen, das jede einzelne Illustration zu einem Albumblatt der Sehnsucht macht: nach einem Sommer voller Sensationen.   
     Dabei vernebelt ihr niemals Sentimentalität den Blick – noch ihre wundervolle Darstellung eines Verliebten in einer Ringelnatz-Illustration beweist bei aller Freundlichkeit, die sie an den balancierenden Mann mit einem Sieb auf den Kopf wendet, eine gehörige Portion Amüsement, vielleicht auch Spott. Dieser Blick jedenfalls besitzt etwas zutiefst Aufklärerisches, oft auch über den Text hinaus: So verleiht sie im
Großen Balladenbuch, in dem auch Ferdinand Freiligraths Prinz Eugen, der edle Ritter abgedruckt wird, diesem mit ihrem Zeichenstift gerade nicht einen irgendwie heldenhaften Anstrich – sie drapiet Rüstung, Dreispitz und wallende Perücke des »edlen Ritters« um eine Kerze, und natürlich sehen wir sofort, die Künstlerin muss es gar nicht zeichnen, den Offizier, der all das gerade abgelegt hat, im Nachthemd vor uns, vielleicht sogar noch weniger bekleidet.
    Kein Zufall, kein kleiner Gag am Rand: Tatjana Hauptmann entlarvt regelmäßig und lustvoll den Auftritt der Mächtigen und die angemaßte Würde der Scharlatane, ihr Zeichenstift bringt Gerechtigkeit in eine oft genug schreiend ungerechte Welt, ohne darüber die Ansprüche der Ästhetik zu vernachlässigen. Im Gegenteil: Das Bündnis, das Kunst und Wahrhaftigkeit miteinander eingehen, ist diesen Illustrationen jederzeit abzulesen.
     Das heißt freilich nicht, dass alles auserzählt würde, und wie diskret die Künstlerin dabei vorgehen kann, wenn es darum geht, einem Text sein Rätsel zu lassen, kann man an ihrer Version von Kafkas
Die Verwandlung studieren – an den Schwarzweißzeichnungen, die zeigen, was der unglückliche Gregor Samsa sieht und erlebt, die Hilfe, die er bekommt und das Unverständnis, das ihm entgegenschlägt, weil er – wie er sich eingestehen muss – nun vom Ernährer der Familie zu einer Last geworden ist. Ihn selbst aber in seinem Insektenkörper zeigt sie nie. Unsere Unruhe in Bezug auf den Verwandelten hält sie dadurch nur umso wacher.
     Und schließlich auch Peter Pan: Das berückendste, erstaunlichste Bild in diesem hinreißend grotesken, überwältigend traurigen Kosmos ist das von der Heimkehr der Kinder zu ihren Eltern, zu Mr. und Mrs. Darling. Der Vater ist da, der, vom Kummer um die Kinder zerrüttet, nur starren kann, die Mutter empfängt sie dafür umso bewegter. Tatjana Hauptmann fängt all das wunderbar ein, mit Freude an der Groteske und warmherzig zugleich.
     Nur einer fehlt auf diesem Bild: Von Peter Pan, dem Kobold, dem Faun, dem verstörten, bösartigen ewigen Kind fehlt jede Spur. Vielleicht, weil es manchmal die höchste Kunst ist, etwas ungesagt und ungezeichnet zu lassen.
     Ich danke Ihnen.

Laudatio von Tilman Spreckelsen (FAZ) anlässlich der Vernissage am 1.7.2022. Mit freundlicher Genehmigung von Tilman Spreckelsen und dem Wilhelm Busch Museum Hannover.

Aus Peter Pan, illustriert von Tatjana Hauptmann © Diogenes Verlag

Wann also, wenn nicht jetzt die Ausstellung im Wilhelm Busch – Museum für Karikatur und Zeichenkunst besuchen? Im kühlen Erdgeschoss des Wallmodenschlösschens lässt es sich auch in diesen heißen Tagen wunderbar aushalten. Besonders für Fans der Geschichten aus Tausendundeiner Nacht gibt es ein ganz spezielles Highlight: Die Illustrationen von Tatjana Hauptmann sind in einer theatralische Rauminszenierung gestaltet. Wir haben euch die besten Eindrücke mitgebracht: