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»Schwarzer Humor ermöglichte mir, die Politik auf eine für mich ganz neue Art zu kommentieren.« – Ein Interview mit Mick Herron

Im August dieses Jahres ist Slough House – der 7. Fall für Jackson Lamb – erschienen, im September lief auf Apple TV+ die 4. Staffel der Slow Horses, hochgradig besetzt mit Gary Oldman, Jack Lowden und Kristin Scott Thomas: Es ist daher höchste Zeit, mit Mick Herron in einem Interview Zwischenbilanz zu ziehen.

Foto: Alberto Venzago / © Diogenes Verlag

Die Slow Horses werden offiziell aus allen Datenbank des MI5 gelöscht. Kommt das einer Entlassung gleich, oder was hat es damit auf sich?
Nein, keine Entlassung, eher eine extreme Degradierung. Die Slow Horses sind Agenten des MI5, die ihrer Karriere den Todesstoß versetzt haben – entweder weil sie etwas im großen Stil vermasselt haben oder weil sie mit ihren Vorgesetzten in Konflikt geraten sind. Zur Strafe werden sie einer Abteilung namens Slough House zugewiesen, wo sie langweilige, banale Aufgaben aufgebrummt bekommen, in der Hoffnung, dass sie dessen schnell überdrüssig werden und ihre Kündigung einreichen. Einige tun das auch, die meisten hoffen aber darauf, dass sie ihre Fehler irgendwann wiedergutmachen und in den aktiven Dienst zurückkehren können. Bis jetzt ist das allerdings niemandem gelungen.

Wie schon im letzten Fall spielen auch diesmal aktuelle politische Ereignisse eine Rolle – wenn auch nicht direkt benannt. Wie viel Einfluss hat das aktuelle Geschehen auf Ihr Schreiben?
Beim Schreiben ist es mir wichtig, den politischen Hintergrund so genau wie möglich zu skizzieren. Angesichts der Inkompetenz und der moralischen Bankrotterklärung der britischen Regierung in den letzten 14 Jahren eröffnet sich mir ein weites Feld.

Haben Sie eine Vorstellung davon, was genau Ihre Leser:innen an Ihrem schwarzen Humor so schätzen?
Ich glaube, das kann ich nicht abschließend beantworten. Als ich begann, Slow Horses zu schreiben, hatte ich das Gefühl, den richtigen Ton für diese Geschichten gefunden zu haben. Schwarzer Humor war definitiv ein Teil davon. Er ermöglichte mir, die Politik auf eine für mich ganz neue Art zu kommentieren und außerdem die Charaktere und ihre jeweiligen Beziehungen zueinander zu erkunden. Ursprünglich habe ich das für mich selbst getan, und es hat recht lange gedauert – sieben Jahre –, bevor meine Bücher eine große Leserschaft fanden. Dann hat sich gezeigt, dass der schwarze Humor ein Teil von dem ist, was die Leserinnen und Leser schätzen. Bis dahin war es aber schlichtweg der Ton, den ich für meine eigenen Zwecke entwickelt habe.

Ab Anfang September wird die vierte Staffel von Slow Horses mit Gary Oldman als Jackson Lamb bei Apple TV+ ausgestrahlt. Wie verfolgen Sie die Dreharbeiten?
Mit sehr viel Freude! Immer wieder sitze ich mit den verschiedenen Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren zusammen und bespreche die Handlung, häufig besuche ich das Set, um bei den Dreharbeiten zuzusehen. Die Besetzung ist phänomenal, die Mitarbeitenden sind fantastisch, und die Serie selbst bleibt der Welt der Bücher außergewöhnlich treu. Ich bin mit dem Ergebnis wirklich sehr glücklich.

In Slough House treffen wir wieder auf eine alte, tot geglaubte Bekannte. Müssen wir uns dafür von einer anderen Figur verabschieden?
In Slough House lasse ich die Leserinnen und Leser im Unklaren über das Schicksal einer bestimmten Figur, und zwar nicht, weil ich nicht wusste, was als Nächstes passieren wird. Vielmehr wollte ich den Leserinnen und Lesern etwas zu rätseln geben für die Wartezeit auf den nächsten Band der Reihe.


Slough House
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Slough House

Ein Fall für die Slow Horses
Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer
Selbst in Slough House, dem belanglosesten Außenposten des MI5, fordert der Brexit seinen Tribut: Das ganze Haus wurde aus den offiziellen Akten gelöscht – mitsamt seinen Insassen. Mehr noch, plötzlich sterben ehemalige Mitglieder wie die Fliegen. Kein Wunder, dass Jackson Lambs Mannschaft etwas paranoid wird. Es wäre klug, sich einen sicheren Ort zu suchen. Aber für kluge Entscheidungen sind die Slow Horses nicht gerade bekannt.

Paperback
432 Seiten
erschienen am 21. August 2024

978-3-257-30111-3
€ (D) 19.00 / sFr 26.00* / € (A) 19.60
* unverb. Preisempfehlung
Auch erhältlich als

Auf den Spuren der Slow Horses

Übrigens: Die Google Map, mit der man gemütlich von zu Hause aus die einzelnen Schauplätze der Buchserie auskundschaften kann, ist aktuell und kann hier angesehen werden


Mick Herron, geboren 1963 in Newcastle-upon-Tyne, studierte Englische Literatur in Oxford, wo er auch lebt. Seine in London spielende Slow Horses-Serie wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem CWA Gold Dagger for Best Crime Novel, dem Steel Dagger for Best Thriller und dem Ellery Queen Readers Award, und mit Starbesetzung von Apple TV+ verfilmt.

Tags Spannung