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»Nach ›Bella Ciao‹ wollte ich Borgo di Dentro und die Familie Leone nicht mehr verlassen«
Ein Interview mit Raffaella Romagnolo

In Das Flirren der Dinge lädt uns Raffaella Romagnolo wieder ein in die Welt von Bella Ciao: der historische Roman mit den Schauplätzen Piemont und Genua thematisiert das junge Italien nach 1867 und eine Generation im Aufbruch. Es ist die Geschichte eines jungen Fotografen, der auf einem Auge blind ist – und doch sehend.

Der Roman ist am  27.4.2022 erschienen. Im Diogenes Interview spricht sie über die Beweggründe, in die Welt von Bella Ciao zurückzukehren, über ihre Faszination für den magischen Realismus und darüber, wie die Fotografie unsere Wahrnehmung der Welt verändert hat.

Foto: © Lucia Bianchi

Worum geht es in Ihrem neuen Roman Das Flirren der Dinge?
Raffaella Romagnolo: Er erzählt die Geschichte des Fotografen Antonio Casagrande von seiner Kindheit in einem genuesischen Waisenhaus bis zum Ersten Weltkrieg.

Ihr neuer Roman kehrt in die Welt von Bella Ciao zurück, und aufmerksame Leser:innen werden Figuren wiedererkennen. Warum haben Sie sich zu diesem Vorgehen entschieden?
Raffaella Romagnolo: Nach Bella Ciao wollte ich Borgo di Dentro und die Familie Leone nicht mehr verlassen. In einem Aufsatz über Garibaldi und seine tausend Rothemden stieß ich auf Alessandro Pavia, einen patriotischen Fotografen, der vorhatte, die Veteranen Garibaldis Zug der Tausend zu fotografieren. Er war in vielerlei Hinsicht eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Daraus schloss ich, dass der echte Alessandro Pavia sicherlich nach Borgo di Dentro gekommen wäre, um Domenico Leone zu fotografieren, der an Garibaldis Kampf teilgenommen hatte, und genau so beginnt der Roman.

Während Bella Ciao im 20. Jahrhundert spielt, umfasst Das Flirren der Dinge die Zeitspanne zwischen 1860 und 1914. Was fasziniert Sie so an dieser Zeit? Warum haben Sie sich gerade für diese entschieden?
Raffaella Romagnolo: Bella Ciao deckt einen sehr wichtigen Zeitraum im Aufbau der italienischen Identität ab. Das hat viel mit den Tragödien des Ersten und Zweiten Weltkriegs zu tun (was für alle europäischen Länder gilt). Aber die vorangegangene Periode ist für mein Land, das ›offiziell‹ seit 1861 existiert, ebenso bedeutsam. Die im Roman erzählten historischen Fakten, die durch die Kamera von Antonio Casagrande gesehen werden, können viel von dem erklären, was Italien war und heute noch ist, mit seinem Charme und seinen vielen Widersprüchen.

Photo by Johnny Briggs on Unsplash

Wofür steht das Thema Fotografie im Roman?
Raffaella Romagnolo: Die Fotografie hat die Art und Weise, wie wir uns selbst und die Welt um uns herum wahrnehmen, tiefgreifend verändert. Der Roman erkundet den faszinierenden Moment des Übergangs von der vorfotografischen Ära zu unserer ›hyperfotografischen‹ Gegenwart.

Können Sie Ihre Faszination für den magischen Realismus beschreiben und inwiefern diese in den Roman einfließt?
Raffaella Romagnolo: In den Büchern des von mir hochverehrten Gabriel García Márquez ist die Magie das, was man mit dem Verstand nicht erklären kann, aber dennoch lebendig und wahrhaftig ist. Antonios ›verrücktes‹ Auge kann dank seiner Kamera (tragische) Dinge wahrnehmen, die andere nicht sehen können. Dies ist also die Art und Weise, die ich gewählt habe, um den Reichtum und die Komplexität unserer individuellen Erfahrung mit der Welt abzubilden.

Wie ist die Figur Caterina entstanden – eine Hebamme im 19. Jahrhundert?
Raffaella Romagnolo: Zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert wurde in Italien der Beruf der Hebamme gesetzlich geregelt. Diese tapferen, kultivierten Frauen waren echte Heldinnen, finde ich. Ich bin fasziniert von ihrer besonderen Vertrautheit mit der Geburt, und das ist der Grund, warum ich Caterina als ideale Partnerin für Antonio und den ›Fluch‹, der auf ihm lastet, ausgewählt habe.

Was bedeutet den Figuren die Familie?
Raffaella Romagnolo: Antonio weiß nicht, was eine Familie ist, und er braucht lange, um eine zu gründen. Am Ende wird es eine höchst ungewöhnliche Familie sein: Eltern, die keine richtigen Eltern sind, Söhne, die keine richtigen Söhne sind, und sogar Großeltern, die keine richtigen Großeltern sind. Aber es ist eine Familie, die sehr gut funktioniert.

Was war die größte Herausforderung beim Schreiben?
Raffaella Romagnolo: Mut. Und Authentizität.

Werden weitere Romane aus diesem Kosmos folgen?
Raffaella Romagnolo: Ich arbeite gerade an einer weiteren Geschichte, die in Borgo di Dentro spielt. Dieser Kosmos inspiriert mich nach wie vor.

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Das Flirren der Dinge

Raffaella Romagnolo, geboren 1971 in Casale Monferrato. Sie unterrichtet Geschichte und Italienisch an einem Gymnasium. Seit 2007 schreibt sie auch Romane – mit Erfolg. Ihr Roman Bella Ciao erschien in zahlreichen Sprachen. Für La figlia sbagliata war sie für den Premio Strega nominiert, ebenso mit ihrem Jugendbuch Respira con me. Raffaella Romagnolo lebt in Rocca Grimalda im Piemont.

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