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»Es wäre schön, wenn die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, nicht verloren ginge.«
Ein Interview mit Stefanie vor Schulte

In ihrem Debütroman Junge mit schwarzem Hahn erzählt Stefanie vor Schulte die Geschichte des elfjährigen Martin. Er besitzt nichts bis auf das Hemd auf dem Leib und seinen schwarzen Hahn. Doch Martin trotzt dieser schauerlichen Welt dank seines Mitgefühls und Verstandes und wird zum Retter wird für jene, die noch unschuldiger sind als er. Stefanie vor Schulte im Diogenes-Interview über die Inspiration zu ihrem Roman, Verstand und Mut.

Foto: © Gene Glover

Ein Junge, der sich in steter Begleitung eines schwarzen Hahns Tyrannen, Armut, Ungerechtigkeiten und dem Schlechten in der Welt widersetzt: Wie sind Sie auf den Stoff Ihres ersten Romans gekommen? 

Stefanie vor Schulte: Zuerst gab es nur dieses Bild eines Jungen, der nichts weiter besitzt als ein struppiges, wenig anschmiegsames Tier. In welcher Welt könnten diese beiden nun beweisen, dass es gilt, sich unablässig dem Schlechten entgegenzustemmen? Je lichter mir das Kind erschien, umso dunkler musste seine Umgebung sein. Die Verführbarkeit durch Aberglauben und Unhinterfragtes einer vergangenen Zeit stellte da rasch den passenden Hintergrund.

Gab es literarische Vorbilder oder Genres, die Sie inspiriert hatten? Und wie würden Sie Ihren Roman einordnen? 

Stefanie vor Schulte: Die Straße von Cormac McCarthy und der Film Biutiful von Iñárritu. Beide Geschichten sind todtraurig, in beiden gibt es für die Protagonisten keine Hoffnung mehr. Und gerade diese Figuren sind es, denen Würde und Mitgefühl innere Notwendigkeiten sind.

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Junge mit schwarzem Hahn

Trotz der schaurigen Umstände und der gekonnt beschriebenen unheimlichen Stimmung schaffen Sie immer wieder Lichtblicke, die die Leserin und den Leser an das Gute im Menschen glauben lassen. Gibt es das? Oder gelingt nur dem jungen Martin, mutig für das Richtige zu kämpfen, da er kein Erwachsener ist und somit noch glücklicherweise hehre Ideale in sich trägt?

Stefanie vor Schulte: Martins Ideale weisen über sein Alter hinaus. Niemand hat ihm Werte vermittelt. Keiner hat ihm Loyalität, Mut und Mitgefühl beigebracht. Er ist nicht besser, weil er ein Kind ist, sondern obwohl. Es ist der Wille zum Guten, der ihn von allen anderen Figuren unterscheidet. Und für diese Bereitschaft braucht es Verstand. Jede Figur bekommt die Möglichkeit, Gutes zu bewirken. Den meisten Charakteren im Buch ist hierfür jedoch der notwendige Verstand nicht gegeben. Und andere sind einfach zu faul.

Haben Sie somit eine Art Botschaft an die Leserinnen und Leser, oder konnten Sie durch die Romanhandlung etwas vermitteln, was Ihnen besonders wichtig ist?

Stefanie vor Schulte: Ich habe oft den Eindruck, dass zwischen legal und legitim nicht mehr unterschieden wird. Dass die Menschen alles ausreizen. Es wäre schön, wenn die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, nicht verloren ginge.

Bild von Susanne Jutzeler auf Unsplash.

Ist die Fürstin, die unbedingt versucht, die Zeit anzuhalten, auch als Kritik auf eine Art Jugendwahn zu verstehen?

Stefanie vor Schulte: Martin und die Fürstin stehen einander diametral gegenüber. Er hat nichts, sie alles. Er geht seinen Weg mit Würde, Mut und ohne Aussicht auf Entlohnung, wohingegen die Fürstin aus der Summe ihrer Jahre rein gar nichts gelernt hat. Hier geht es nicht um Jugendwahn, sondern um die Eitelkeit, das einmal von sich entworfene Bild nie wieder zu hinterfragen.

Den schwarzen Hahn, der Martin als treuer Freund und Beschützer zur Seite steht, versteht und interpretiert jeder vielleicht anders. Haben wir den denn alle bei uns, in uns – diesen schwarzen Hahn?

Stefanie vor Schulte: Er wird den meisten zu unbequem sein, denn zwar hilft und leitet der Hahn, aber er führt Martin auch konsequent in die Dunkelheit hinein, zu seiner Bestimmung. Wer aber erträgt schon seine Bestimmung? Wer erträgt schon einen solchen Freund?

 

(Die Interviewfragen stellte Kerstin Beaujean, © by Diogenes Verlag AG Zürich)

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