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Titel 913Souvenir (Postkartenbuch) 120. Juli 1Vertrauen 1Tante Lisbeth 1Abbitte 2Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn 1Die Abenteuer der Familie Mellops 1Die Abenteurer 1Der Abgrund in dir 1Abrechnung 1Abschalten 1Adams Erbe 3Adelaide 1Allumette 1Als ich im Sterben lag 1Ambivalenz 1America 1America 1Amsterdam 1Aller Anfang 1Der Anti-Struwwelpeter 1Die Apothekerin 1Astas Tagebuch 1Quer durch Athen 3Auf beiden Seiten 11Auf der Strecke 1Der Aufgang 2Auf Messers Schneide 1Aufstand der Frauen 1Der Auftrag 1Auroras Anlaß 1Ausflug ins wirkliche Leben 1Auszeit 1Zwei Bärinnen 1Balkan Blues 1Die Ballade vom traurigen Café 1Der Besuch der alten Dame 4Die Physiker 4Der Meteor / Dichterdämmerung 1Playback 1Achterloo I / Rollenspiele / Achterloo IV 2Der lange Abschied 3Lebwohl, mein Liebling 1Das hohe Fenster 1Bei den Brunettis zu Gast 2Bella Ciao 1Besser nie als spät 2Graue Bienen 1Die Bierkönigin von Minnesota 2Das Bildnis des Dorian Gray 1Bis ans Ende der Meere 3Bis zur Neige 1Der Blick aus dem Fenster 4Die Blütezeit der Miss Jean Brodie 1Die Blumen von gestern 1Das kalte Blut 2Das Böse kommt auf leisen Sohlen 1Bon Appétit 2Books and You 1Das Boot ist voll 1Der Brand 1Brezel 1Briefe 1Brunos Kochbuch 8Brunos Küchenkalender 2018 1Das Buch eines Sommers 1Das Buch der Schwestern 1Letzter Bus nach Coffeeville 5Business Class 1California Girl 2Cheers 1Coco der neugierige Affe 1Coco fährt Rad 1Coco kommt ins Krankenhaus 1Creamtrain 1Das Entdecken erfinden 1Denken mit Immanuel Kant 1Denken mit Voltaire 1Denken mit Oscar Wilde 1Deutschland Was Geht 1Der Dieb 4Diebe und Vampire 3Die im Dunkeln sieht man doch 1Diesseits vom Paradies 1Dodgers 1Doppelpass 1Dornröschen 1Der Drahtzieher 1Dramatische Werke 1Ein letzter Drink 1The Drop - Bargeld 1Mein Dschinn 2Die dunkle Seite des Mondes 2Durcheinandertal 1Durchtanzte Nächte 1Du sagst es 1Ediths Tagebuch 2Das allerbeste Buch von Egon Wurm 1Einer von euch 2Elsa ungeheuer 3Elsies Lebenslust 1Am Ende einer Welt 1Vom Ende der Einsamkeit 10Die Entdeckung Amerikas 1Erpresser schießen nicht 1Sämtliche Erzählungen 1Späte Erzählungen in zwei Bänden 1893–1903 1Esaus Kuß 1Es scheint die Sonne noch so schön 1Face to Face 1Fahrenheit 451 2Happy birthday, Türke! 4Tod eines Engländers 1Tiefes, dunkles Blau 1Venezianisches Finale 1Silberkiesel 1Kornblumenblau 1Bruno Chef de police 3Mehr Bier 1Flattermann 1Pfingstrosenrot 4Grand Cru 1Ein Mann, ein Mord 1Tod einer Ärztin 1Hunkeler macht Sachen 1Reiner Wein 1Provokateure 2Hunkeler und die goldene Hand 1Eskapaden 5Hunkelers Geheimnis 6Grand Prix 2Mitten im August 1Slow Horses 2Französisches Roulette 1Tête-à-Tête 1Bittersüße Zitronen 1Dead Lions 2Tod zwischen den Zeilen 1Endlich mein 1Ewige Jugend 4Allmen und die Dahlien 2Real Tigers 1Flüchtiges Begehren 2Milde Gaben 1Feuerprobe 1Spook Street 2Istanbul Tango 3London Rules 4Der blaue Salamander 1Allmen und die Erotik 2Allmen und der Koi 1Joe Country 3Zurück nach Fascaray 1Fast genial 12Der große Fehler 1Fenster ohne Aussicht 1Das Flirren der Dinge 1Fragen an das Leben 2Françoise Gilot – Die Frau, die Nein sagt 1Die Frau auf der Treppe 3Vor allem Frauen 1Mein Freund RamTamTam 1Die imaginäre Freundin 1Eine Freundschaft 1Die Freundschaft 2Gänsehaut 2Garp und wie er die Welt sah 1Der Garten der Lüste 1Brunos Gartenkochbuch 2Gast im Glück 2Der große Gatsby 4Die Gedanken sind frei 1Gedankenfuge 1Gefahr ist mein Geschäft 1Gefährliche Ferien - Die Alpen 1Gefährliche Ferien - Griechenland 1Gefährliche Ferien - Irland 1Gefährliche Ferien – Italien 2Gefährliche Ferien - Kanada 1Gefährliche Ferien – Nordsee, Ostsee 2Gefährliche Ferien - Skandinavien 1Gefährliche Ferien - Südfrankreich 2Gegenangriff 1Das Geheimnis hinter dem Wald 1Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens 1Das Genie 1Geronimo 1Gesammelte Erzählungen 1Die Geschichte von Blue 2Die Geschichten in uns 3Der Geschichtenerzähler 1Das Gesetz der Natur 1Die Gesetze 1Die zwei Gesichter des Januars 3Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt 1Glatteis 1Finsteres Glück 2Going Zero 1Goldschatz 1Goodbye Istanbul 1Gottes Werk und Teufels Beitrag 5Drei Grazien 2Meine russische Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger 1Gruß aus der Küche 1Gute Nacht, lieber Mond 1Hab und Gier 1Die Häupter meiner Lieben 1Der Hahn ist tot 1Halali 1Der Halbbart 4Halloween 1Der blaue Hammer 2Phantasien 1Hard Land 3Englischer Harem 1»Hat sie recht?« 1Hausaufgaben 1Heartland 1Heimweh nach Prag 1Die Heldin reist 1Helena 1Jimi Hendrix live in Lemberg 1Herbst in der Großen Orange 1Der Herr der Regeln 1Heimliche Herrscher 2Mein Herz ist eine Krähe 2Herz der Finsternis 1Die letzten Hexen von Blackbird Castle 1Die talentierte Miss Highsmith 2Der Himmel von Hollywood 1Hiob 1Die Hochzeit der Chani Kaufman 3Unsere kleine Höhle 2Gilbert Pinfolds Höllenfahrt 1Der Menschen Hörigkeit 1Die Hoffnung der Chani Kaufman 1Holly im Himmel 2Honig 1Honolulu 2Das Hotel New Hampshire 2How to say ich liebe dich 1Ich bleibe hier 1Ich habe große Städte gesehen 1I.M. 2Im großen Stil 1Im Haus der Großen Frau 1Der Immune 1In alle Richtungen gehen 1In bester Gesellschaft 1Incognito 1Incognito 1Irgendwann wird es gut 2Isabel & Rocco 2Isidor 3Die Jagd 1Ein Jahr voller Wunder 1Oh Jonathan! 1Judiths Liebe 1Zwölf Mal Juli 3Der Junge und die Taube 1Junge mit schwarzem Hahn 1Der Junge, der Ripley folgte 2Justiz 2Himmlische Juwelen 1Kaffee 1Kalmann 2Kalmann und der schlafende Berg 2Kein Kuss für Mutter 1Kein Kuss für Mutter 1Wo die wilden Kerle wohnen 1Kind ohne Namen 1Die Kinderfrau 2Kinderjahre 1Noch mehr schönste Kinderlieder 1Kindes Kind 1Kindeswohl 3Kirschblüten 2Kitchen 2Der kleine Nick 1Knigi 1Das große Knuddeln 2Der Koch 1Der König in Gelb 1Der belgische Konsul 1Der Kontrabaß 2Der Konvoi 1Faule Kredite 1Kremulator 1Rote Kreuze 1Krieg und Frieden 1Die Kriminalromane 1Wenn Kubaki kommt 1In Küstennähe 1Kulinaritäten 1Die Kunst, Schluss zu machen 1Die Kunst, Champagner zu trinken 2Labyrinth 2Laßt die Bären los! 1Ein Leben in Geschichten 1Ein Leben lang 2Leben, schreiben, atmen 1Berauscht vom Leben 4Das späte Leben 1Leben auf dem Land 1Ein gutes Leben ist die beste Antwort 3Das Leben wartet nicht 1Lebensgeister 1Leben und Werk 1Leinsee 1Die Liebe des letzten Tycoon 1Die Libanonzeder 1The Lugubrious Library 1Licht 2Liebe ist die beste Therapie 1In Liebe Dein Karl 3Die Liebe im Ernstfall 2Erste Liebe – letzte Riten 1Liebe 1Lieber Leo 1Liebeswahn 1Lieblingsmenschen 3Liebwies 2Das Lied des Geldes 1Sing mir ein Lied 4Das große Liederbuch 2Liza von Lambeth 1Lösegeld für einen Hund 1Der Löwensucher 1Logbuch eines unbarmherzigen Jahres 2Lust und Laster 2Macno 1Germany 2064 1Magic Hoffmann 2Maigrets Frankreich 2Maktub 1Der Malteser Falke 1Mameleben 1Mara 1Aus dem Leben einer Matratze bester Machart 1Nach Mattias 2Hinter den Mauern der Ozean 1Mauersegler 4Memento Mori 1Ein passender Mieter 1Mini Philosophy 1Minotaurus / Der Auftrag / Midas 1Auch Miststücke können einem leidtun 1Mit Staunen und Zittern 2Der Mittagstisch 4Mit wehenden Fahnen 1Moby-Dick 1Der Mondmann 1Montecristo 5Mord im Regen 1Morgen räum ich auf 1Moshi Moshi 1My Movie Business 1Muldental 2Museum der Erinnerung 1Im Museum 1Mystic River 3Nach dem Applaus 1Uns gehört die Nacht 2In der Nacht 5Letzte Nacht in Twisted River 2Nachtschein 1Ein neues Jahr voller Wunder 1Nicht schon wieder keine Tore 2Der kleine Nick – Feriengeschichten 3Der kleine Nick spielt Fußball 1Der kleine Nick und seine Bande 1Der kleine Nick und die Ferien 1Der kleine Nick und die Mädchen 1Der kleine Nick und die Schule 1Non Stop 1Notizbuch eines Schriftstellers 1Offshore 1Ohne Furcht und Tadel 1Owen Meany 5Palast der Finsternis 1Die Panne 2Papa Schnapp und seine noch-nie-dagewesenen Geschichten 1Papyrus 2Paradise Garden 1Das Parfum 1Partytime 4Brunos Périgord 1Pestalozzis Berg 1Peter Pan 1Keine zehn Pferde 2Picknick auf dem Eis 1Pink Hotel 2Politik und Liebe machen 1Marius Müller-Westernhagen 2Quatemberkinder 1Die drei Räuber 1Rauch und Schall 1Rebell im Cola-Hinterland 1Rechnung über meine Dukaten 3Reflex 1Regen 1Im Reich der Schuhe 1Die Reinheit des Mörders 1Reise nach Tripiti 2Reise an den Rand des Universums 1Reise um die Erde in achtzig Tagen 1Die Reisgöttin 3Der Richter und sein Henker 1Der Richter und sein Henker / Der Verdacht 1Ripley 1Der talentierte Mr. Ripley 1Die Ripley-Romane 1Ripley's Game oder Der amerikanische Freund 2Ripley Under Ground 3Ripley Under Water 2Röslein rot 1Rollenspiele 1Der unsichtbare Roman 1Rosie und die Künstler 1Ein Russischer Roman 3Die Sache mit der Angst 2Die Sache mit dem Dezember 7Der Sänger 1Sag mir, was hast du vor mit deinem wilden, kostbaren Leben 1Salz und sein Preis 1Das Paar im Kahn 1Hunkeler und der Fall Livius 1Hunkeler und die Augen des Ödipus 1Samson und Nadjeschda 1Das Sandkorn 6Saturday 1Herr Sauermann sucht seine Zähne 1Der große Schlaf 2Schlangen im Garten 2Der bunte Schleier 2Schlimmer geht immer 1Die Schönen und Verdammten 1Schorschi schrumpft 1Der Schrei der Eule 1Schwarze Hunde 1Schwefelhochzeit 1Drei Schwestern 1Scoop 1Scott-Kings moderne Welt 1Der Seewolf 1Am Seil 3Seitensprung 2Sekunden der Gnade 3Selam Berlin 2Die Selbstverbrennung 1Serafin und seine Wundermaschine 1Shutter Island 1Sie und der Wald 3Silbermond und Kupfermünze 1Simenon und Maigret bitten zu Tisch 1Small World 3Sobald wir angekommen sind 1Der ehemalige Sohn 2Becks letzter Sommer 12Sommerfrauen, Winterfrauen 1Song Book 1Der Spiegelkasten 1Die schwarze Spinne 1Spinner 2Die Spionin 1Der Sprung 1Eine Handvoll Staub 2Die Stimme 1Straße der Wunder 2Eine lange Straße lang 1Die Stücke 1Der Stümper 2Sturmhöhe 2Die Suche nach der Gegenwart 1Die Sünde der Frau 1Der Sündenfall – ein Glücksfall? 1SumSum 1Tage in Burma 1Tagebuch einer Reise nach Italien 1Tage- und Notizbücher 1Tahara 2Das andere Tal 1Tea Time 3Tell 3Der Teufel von Mailand 1Tiefe Wasser 1Tod in Hollywood 1Der Tod des Odysseus 1Top Job 1Das Totenschiff 1Das Traumtheater 1Trennt euch! 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Nach seinem Roman Hard Land legte Benedict Wells eine Pause vom Schreiben ein – jetzt gibt es ein neues Buch und wir freuen uns riesig! In Die Geschichten in uns gewährt uns der Autor einen sehr persönlichen Einblick in sein Leben und erzählt von seinem Aufwachsen bis zu den ersten Veröffentlichungen. Im Gespräch mit ihm erfahren wir, wie es dazu kam, dass er nach einer längeren Pause zum Schreiben zurückgefunden hat, was ihm schwerfiel und welche Erkenntnisse er dabei gewinnen konnte. Den ersten Teil des Interviews gibt es jetzt zu lesen.
Foto: © Roger Eberhard
Du hast nach Deinem letzten Buch angekündigt, eine Pause zu machen und vorerst keine Romane zu schreiben. Stattdessen hast Du ein Studium angefangen. Wie kam es dazu und wie gefällt es Dir?
Benedict Wells: Nach zwanzig Jahren Schreiben wollte ich eine Auszeit. Einerseits habe ich gemerkt, dass ich ausgelaugt war und die Leidenschaft verloren hatte, und ich wollte nicht irgendwelche Romane in die Welt setzen, die mir nichts bedeuten. Andererseits hatte ich Lust, etwas Neues zu lernen. Ich dachte, ich studiere ein Semester, aber jetzt sind es schon zwei Jahre. Eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Ich werde es sehr vermissen, wenn ich fertig bin.
Was studierst Du?
Benedict Wells: Das möchte ich erst mal für mich behalten. Ich kann nur sagen, dass ich schon für Soziologie und Philosophie eingeschrieben war – bis ich fast zufällig zu meinem jetzigen Studium kam, das künstlerischer ist. Ich war oft in meinem Leben der Jüngste, es ist spannend, nun einer der Älteren zu sein, und ich bin dankbar, dass ich das alles so machen darf: also mich noch mal so aufs Spiel setzen, neue Freundschaften schließen, Fehler machen, lernen, dazu all die verrückten Abende und Momente … Manchmal glaube ich, dass das alles schon eine Art Midlife-Crisis ist, aber wenn, dann ist es die beste Midlife-Crisis, die ich mir vorstellen kann.
Aber ganz vom Schreiben konntest Du dann doch nicht lassen …
Benedict Wells: Ja, fast ungewollt. Ich habe seit der Abgabe von Hard Land vor knapp vier Jahren keinen neuen Roman angefangen und wollte auch sonst nichts schreiben. Doch Die Geschichten in uns kam einfach zu mir, wie man im Buch lesen kann. Und plötzlich hatte ich wieder Leidenschaft. Zudem muss man für ein Sachbuch – anders als bei einem Roman – die Wirklichkeit nicht für eine fiktive Welt eintauschen.
Im Vorwort erwähnst Du, wie vor Jahren die ersten Seiten dieses Buches entstanden sind, sozusagen als Antworten auf kluge Fragen zu Deinen Romanen. Kannst Du uns mehr darüber erzählen, warum Du Dich entschieden hast, in dieser sehr persönlichen Form über das Schreiben zu schreiben?
Benedict Wells: Ich glaube, ich kann nichts schreiben ohne meine persönliche Perspektive. Keinen Roman, kein Sachbuch. Deshalb waren auch neutrale Essays nie meins. Wobei ich mir diesmal dachte: Es reicht doch, dass ich selbst durch meine Kindheit und Jugend durchmusste, um zum Schreiben zu gelangen – müssen die Leser:innen jetzt auch noch da durch? Doch ich brauche diesen persönlichen Blick, und ich wollte so ehrlich und offen sein, wie es mir möglich ist.
Du hast Deinem Buch ein Zitat von Wittgenstein vorangestellt: »Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.« Was hat es damit auf sich für dich? Wie verstehst Du diesen Satz?
Benedict Wells: Als ich mit dem Schreiben anfing, war ich mir selbst ein Unbekannter. Ich wusste nichts von meinen wahren Gefühlen, weil mir die Worte dafür fehlten. Als Jugendlicher war ich traurig, verloren, unsicher, aber ich hätte das alles niemals so formulieren können. Auf Fragen wie »Wie geht’s dir?« hätte ich nur gegrinst oder tausend falsche Antworten gegeben, denn ich hatte keine Sprache für mich. Der Roman Vom Ende der Einsamkeit wurde mein erster richtiger Versuch, diese Sprache zu finden. Er hat auf gewisse Weise mein Leben verändert und meine Gefühlswelt geweitet. Bei Hard Land wollte ich dann noch mal ganz bewusst zurückgehen und dem jugendlichen Sam die Worte geben, die ich selbst als Teenager nicht hatte.
Du hast immer wieder andere Werke und Anleitungen zum Schreiben gelesen, die Du virtuos in deinen Text einbaust. Wo würdest Du Dein Buch in dieser Literatur verorten? Und warum bleibt Stephen Kings Das Leben und das Schreiben nach wie vor die Bibel des Schreibens für Dich?
Benedict Wells: Ich wollte etwas schreiben, das alle anspricht, die sich für Literatur begeistern, und das zugleich denen etwas an die Hand gibt, die selbst schreiben wollen. Stephen King hat all das wunderbar gemacht, finde ich. Weil er zuerst von sich selbst erzählt, von seiner Leidenschaft für das Erzählen, wie er aufwuchs, zum Schreiben kam, scheiterte und jahrelang abgelehnt wurde. So dass man weiß, wer einem im Folgenden Ratschläge oder konkrete Einsichten gibt. Zugleich bin ich selbst nur eine Antwort auf die Frage: »Was ist Schreiben?« Deshalb wollte ich immer wieder auch die Stimmen von anderen einfließen lassen.
Weißt Du, wie viele Bücher Du insgesamt für dieses Werk gelesen hast?
Benedict Wells: Knapp sechzig. Darunter großartige Werke wie Big Magic von Elizabeth Gilbert, The Writing Life von Annie Dillard, Bei Regen in einem Teich schwimmen von George Saunders und immer wieder die fantastischen Essays von Zadie Smith. Ich habe versucht, spannende und erhellende Auszüge daraus einzubauen, denn ich wollte, dass das Buch ein vielstimmiger Chor wird. So dass jemand, der sich für dieses Thema interessiert, im besten Fall immer wieder fündig wird. Entweder bei mir oder bei anderen.
Die Geschichten in uns
Ein Buch wie eine persönliche Begegnung. Benedict Wells erzählt von der Faszination des Schreibens und gibt einen tiefen Einblick in sein Leben, von seiner Kindheit bis zu seinen ersten Veröffentlichungen. Anhand eigener und anderer Werke zeigt er anschaulich, wie ein Roman entsteht, was fesselnde Geschichten ausmacht und wie man mit Rückschlägen umgeht. Ein berührendes, lebenskluges und humorvolles Buch – für alle, die Literatur lieben oder selbst schreiben wollen.
400 Seiten
erschienen am 24. Juli 2024
978-3-257-07314-0
€ (D) 26.00 / sFr 35.00* / € (A) 26.80
* unverb. Preisempfehlung
Du versuchst, bei Deinen Beispielen vor allem Autorinnen zu berücksichtigen. Hat das einen Grund?
Benedict Wells: Ich wollte es mindestens ausgeglichen halten. Es ist der größte Lesefehler meines Lebens, dass ich erst mit Ende zwanzig begriff, dass ich bis dahin unbewusst eigentlich fast nur Männer gelesen habe. Ich wünschte, ich hätte das schon früher geändert, denn ich habe als Autor wie als Mensch unfassbar davon profitiert, vielfältiger zu lesen.
Dein Buch ist eine große Ermutigung zum Schreiben. Gibt es Dinge, die Du über Dich und Dein Schreiben gelernt hast, die Dir vorher überhaupt nicht klar waren?
Benedict Wells: Vielen Dank. Ich glaube, ich habe besser verstanden, wieso manches funktioniert hat – und anderes nicht. So hadere ich seit Jahren mit meinen ersten drei Romanen, aber nun wollte ich herausfinden: Wieso genau? Was waren die Schwächen dieser ersten Romane, wieso fehlte es ihnen an Tiefe, warum scheiterte ich teils damit, überzeugende Konflikte aufzubauen oder ein bestimmtes Gefühl zu vermitteln? Oder genereller gedacht: Worin unterscheidet sich eine fiktionale Welt von der wirklichen Welt, welche anderen Regeln gibt es dort? Und wie erzeugt man Spannung oder fesselnde Charaktere? Diese Fragen hatte ich mir nie bewusst gestellt, das Schreiben lief intuitiv ab. Umso faszinierender war es für mich, ihnen nun anhand eigener und anderer Werke konkret nachzugehen.
Der Untertitel Deines Buches lautet: Vom Schreiben und vom Leben. Hat für Dich das Schreiben Vorrang vor dem Leben?
Benedict Wells: Schreiben war meine Rettung, war mein – ‘tschuldigung – Weg raus aus der ganzen Scheiße, aus der inneren Einsamkeit, aus dem Schmerz, aus dem Bruch zwischen meiner großen Klappe und dem Schweigen, das ihr zugrunde lag. Und es gab Momente, wo ich dem Schreiben alles unterordnete und besessen an den Texten feilte, um es hinzukriegen. Vor allem in den Jahren nach der Schule, als ich – anders als meine Freunde – nicht studierte, sondern tagsüber arbeitete und nachts schrieb. Auch in Ferien und an Weihnachten saß ich oft an den Romanen oder war physisch anwesend, aber mit dem Kopf in einer anderen Welt. Seit Mitte zwanzig habe ich da aber eine bessere Balance. Und ich habe das Glück, inzwischen wirklich viele wunderbare Menschen in meinem Leben zu haben. All das gleicht das Schreiben mit dem Leben aus.
Du erzählst von den chaotischen Verhältnissen bei Deinem Vater und wie Deine Mutter immer wieder in Psychiatrien war, während du mit sechs Jahren in ein Heim kamst. Würdest Du sagen, dass diese Zeit und die Internate Dein Schreiben beeinflusst haben?
Benedict Wells: Ich musste mich früh um meine Eltern kümmern und bin nie zu Hause zur Schule gegangen, das hat mich als Erzähler sicher geprägt. Zugleich hat es mich auch von anderen entfremdet. Es dauerte, bis ich begriff, dass die meisten Menschen in meinem Leben anders aufgewachsen sind als ich. Kürzlich habe ich zum ersten Mal nach dreißig Jahren mein altes Grundschulheim besucht und kam auch in Kontakt mit heute erwachsenen Kindern von damals. Das hat mich aufgewühlt und berührt, es bedeutet mir mehr, als ich sagen kann. Ich habe im Laufe der Jahre eine Geschichte aus dieser Zeit gemacht, aber es ist keine Geschichte. Tief in mir bin ich vieles, aber mit am meisten bin ich der Sechsjährige damals in diesem Heim.
Du schreibst, dass Du Deine eigene Geschichte lange Zeit nicht erzählen konntest. Sind Dir diese tiefe Selbsterkundung – wie schreibt Benedict Wells und warum? - oder der Blick in die Vergangenheit schwergefallen?
Benedict Wells: Ja, aber am Ende war es auch eine Befreiung. Mein Aufwachsen war schief und ein Stück weit traumatisch, aber ich habe nun mal nichts anderes. Es ist mein Leben. Und ich kann nicht aufrichtig über meinen Weg zum Schreiben berichten, ohne ein paar Realitäten zu benennen. Außerdem gab es ja auch das Positive: Das Grundschulheim war ein guter Ort für mich, dazu haben meine Eltern mich bei allen Problemen immer geliebt und ermutigt. Mein Vater und ich waren uns bis zuletzt wahnsinnig nahe, und – das kommt in diesem Buch über die Anfänge etwas zu kurz –, meiner Mutter ging es in ihren letzten Jahren besser. Ich habe sie damals oft besucht, dann haben wir zusammen gekocht und gegessen und stundenlang über alles Mögliche geredet. Diese innigen Begegnungen bedeuten mir sehr viel und bleiben mir. Auch deshalb wollte ich über das alles schreiben.
Inwiefern?
Benedict Wells: Früher wurden Menschen mit psychischen Krankheiten – wie meine Mutter sie hatte – gesellschaftlich oft totgeschwiegen. Ich will das nicht fortführen. Meine Mutter war hier, sie war schlau und fröhlich, konnte sich an kleinsten Dingen erfreuen und war gewieft im Jassen. Ich habe sie sehr geliebt. Und daneben hatte sie eben eine Krankheit, die Wunden reißen konnte und früh Verantwortung mit sich brachte, und die man heute zum Glück besser behandeln kann. Es gibt noch immer kaum Geschichten über bipolare Störungen, ich wollte deshalb als Autor nicht schweigen, sondern zeigen, dass es bei aller Schwierigkeit auch immer das Schöne geben kann; die Annäherung nach schmerzhaften Phasen und das Verständnis, die guten Momente und das Liebevolle. Und zugleich habe ich versucht, Angehörigen wie mir damals eine Stimme zu geben. Denn als Kind von Menschen mit psychischen Krankheiten kann es passieren, dass man mit seinen eigenen Verletzungen erst mal irgendwo weit draußen in der Sprachlosigkeit strandet. Umso mehr hat es mich inspiriert, wenn andere offen über die Widrigkeiten in ihrem Leben erzählten. Das bestärkte mich.
Gab es trotzdem eine besondere Schwierigkeit bei diesem Buch?
Benedict Wells: Alles in das richtige Verhältnis zu setzen. Das Manuskript hatte mehrere Fassungen mit teils unterschiedlicher Länge, gerade, was den Fokus auf meine Familie angeht. Über meine Eltern hätte ich viel mehr erzählen können, allein schon über die Herkunft meines Vaters und die Vergangenheit meiner deutschen Familie. Aber dann hätte ich auch über meine Schweizer Mutter mehr erzählen müssen, um die Balance zwischen meinen Eltern zu halten. Und dann entsprechend mehr über meine Schwester und mich. Irgendwann wäre es unmöglich gewesen, von dort aus noch eine Brücke zu einem Buch über das Schreiben zu schlagen. Es wäre ein völlig anderes Werk geworden. Ich musste mich also zurückhalten und auf das Wesentliche konzentrieren, anderes nur andeuten. Auch wenn es mir schwerfiel.
Hast Du vor, hier eines Tages weiterzugehen und zum Beispiel Deine Kindheit und Jugend autobiografisch aufzuarbeiten?
Benedict Wells: Als Autor befinde ich mich gefühlt auf dem Rückweg. Es kann sein, dass ich nicht mehr allzu viele Romane schreibe, eher andere Genres und Stoffe. Und einer davon könnte meine eigene Geschichte sein. Im Buch habe ich wie gesagt nur die Metadaten geschildert, aber nicht die Szenen selbst. Ich habe noch nicht den Ton dafür, den Abstand, die Perspektive und die literarische Sprache. Ich warte also einfach mal, und vielleicht geht das Tor eines Tages auf. Aber selbst dann weiß ich nicht, ob ich es auch veröffentliche.
In der Danksagung erwähnst Du einige andere Autor:innen. Hast Du mit ihnen über das Schreiben diskutiert?
Benedict Wells: Ja, ich liebe solche Gespräche. Ich bin immer wieder erstaunt, wie anders wir alle an das gleiche Thema herangehen. John Irving etwa schreibt seine Enden zuerst, auch ich muss vorher wissen, wie die Geschichte ausgeht. Simone Lappert dagegen kennt den Schluss oft selbst nicht, wenn sie einen Roman beginnt, auch Zadie Smith und Stephen King arbeiten so. Solche Unterschiede gibt es bei fast allen Themen. Auch dem wollte ich im Buch nachgehen.
Hier geht's zum 2. Teil des Interviews
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren, zog nach dem Abitur nach Berlin und entschied sich gegen ein Studium, um zu schreiben. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Nebenjobs. Sein vierter Roman, Vom Ende der Einsamkeit, stand mehr als anderthalb Jahre auf der Bestsellerliste, er wurde u.a. mit dem European Union Prize for Literature (EUPL) 2016 ausgezeichnet und ist bislang in 38 Sprachen erschienen. Sein letzter Roman, Hard Land, wurde 2022 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Preis der Jugendjury ausgezeichnet. Nach Jahren in Barcelona lebt Benedict Wells in Zürich.
Ida T.
Vielen Dank für das tolle Interview. Ich habe das Buch zwar noch nicht gelesen, aber ich freu mich schon sehr darauf.Vielen Dank an Benedict Wells, dass wir an seinen Leben teil haben dürfen, für das Sichöffnen, das Zeigen der wunden Stellen, die die meisten doch eher zu verbergen versuchen.
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