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›Der blaue Salamander‹: neue Ermittlungen auf Capri

Wieder sind Inselpolizist Rizzi und seine Kollegin Antonia Cirillo gefragt: Auf Capri stiftet der Mord an einer Bewohnerin Unruhe, gleichzeitig ist plötzlich eine kostbare Handtasche aus Salamanderleder verschwunden. Im neuen Roman von Luca Ventura führt eine Spur bis nach Neapel und in frühere Generationen. Im ausgeklügelten fünften Capri-Krimi Der blaue Salamander trifft Spannung auf Urlaubs-Flair. 

Einen ersten Einblick in die Ermittlungen der Inselpolizei gibt diese Leseprobe.

Foto von Letizia Agosta auf Unsplash

Leseprobe

(Auszug Seite 31 bis 35)

»Wo gehen wir hin?«, fragte Cirillo. »Ich bin keine Bergziege. Das ist lebensgefährlich.«
»Bleib, wo du bist«, befahl Rizzi, tastete sich am Felsen entlang und dachte, dass es wohl tatsächlich besser wäre umzukehren, als er zwischen den Felsen das Meer auf leuchten sah. Sie waren dem Ziel viel näher, als er vermutet hätte. Vor ihm, ein paar Sprünge entfernt, lag jetzt Geröll, eine Rampe, die zwischen zwei Felsen geradewegs ans Wasser führte. Dort, zwischen den Klippen, wo es schattig und dunkel war, lag in der Spalte ein Fischerboot. Aber von Dino keine Spur.
Rizzi legte die Hände trichterförmig an den Mund und rief: »Dino!«
»Was willst du?«, hörte er eine Stimme, die gar nicht so weit weg war. »Willst du mir sagen, dass Rosalinda tot ist?«
Rizzi drehte sich um, aber er musste erst seine Sonnenbrille abnehmen, bis er den Mann zwischen den Felsen entdeckte. Dino hockte wie ein Habicht auf einem Vorsprung und passte sich mit seiner braunen Haut perfekt seiner Umgebung an. Wenn nicht die hellblaue Hose gewesen wäre.
»Ich muss mit dir reden«, sagte Rizzi.
»Lass mich in Ruhe.«
»Ich komme jetzt zu dir«, sagte Rizzi, ohne zu wissen, wie er das anstellen sollte. Cirillo tauchte neben dem Felsen auf, nicht weit entfernt, auf einer Höhe mit Dino.
»Wozu machst du dir die Mühe?«, fragte Dino, als Rizzi sich hochstemmte und der alte Mann ihm seine Hand entgegenstreckte.
»Es tut mir unendlich leid«, keuchte Rizzi. »Ich kann es selbst gar nicht glauben.« Er ließ sich neben Dino auf dem Stein nieder. In einer Felsspalte steckte eine Flasche und hinter Dinos Ohr eine Zigarette. Rizzi legte dem alten Mann seine Hand auf den Arm: »Die Kriminalpolizei kommt aus Neapel und nimmt die Ermittlungen auf.«
»Danke, dass du hergekommen bist«, sagte Dino mit rauer Stimme. »Ich weiß es zu schätzen. Aber es ändert nichts.« Er lachte bitter. »Als Umberto es mir gesagt hat, dachte ich, er hat den Verstand verloren. Und jetzt steht das Telefon nicht mehr still. Ich hab’s ausgeschaltet. Ich will niemanden sprechen. Ich will nur wissen, was passiert ist. Wer es war und warum. Unsere Rosalinda war herzensgut. Sie hat niemanden etwas zuleide getan.«
»Wir werden das alles herausfinden«, sagte Rizzi. Nach einer Pause fügte er hinzu: »Aber was ich nicht verstehe, Dino« – er saß so dicht bei dem Mann, dass es ihm schwerfiel, ihn anzugucken – , »warum hast du dich nicht bei der Polizei gemeldet, als du es erfahren hast? Warum kommst du nicht an den Tatort, um dich mit eigenen Augen davon zu überzeugen und zu hören, was passiert ist? Dino, schau mich an. Warum versteckst du dich hier vor der Welt?« 
Rizzi verstummte erschrocken. Die Schultern von Dino zuckten, sein ganzer Körper bebte. Der Mann weinte lautlos und begann erst zu schluchzen, als Rizzi ihn in seine Arme schloss.
»Hast du sie gesehen?«, presste Dino hervor.
Rizzi nickte, während er Dino festhielt.
»Ich will sie nicht sehen und auch mit niemandem sprechen.«
»Aber ich muss dir jetzt trotzdem ein paar Fragen stellen.«
Nachdem Dino sich geschnäuzt hatte, fragte Rizzi: »Weißt du, ob Rosalinda Probleme hatte?« Und als Dino nicht antwortete, schob er hinterher: »Oder ob sie in Schwierigkeiten steckte.«
Dino schüttelte den Kopf. »Ich weiß von keinen Schwierigkeiten. Aber eins weiß ich: Rosalinda hat sich verändert. Erinnerst du dich, wie sie früher, als sie klein war, die Jungs in der Gasse angeschrien und heruntergeputzt hat? Wie unerschrocken und furchtlos sie war.«
Rizzi nickte – und lächelte. Rosalinda hatte sich mit ihrer Stimme oft Respekt verschafft. Sie wollte ernst genommen werden und sich nicht wegducken, wenn ihr jemand dumm kam. Oder wenn sie irgendwo eine Ungerechtigkeit witterte.
»Sie ist so still geworden.« Dino starrte an Rizzi vorbei in die Ferne. »Wann genau es angefangen hat, kann ich dir nicht sagen. Nicht von heute auf morgen. Es war ein schleichender Prozess.«
Stumm saßen sie da. Nur die Wellen, die unten an die Felsen schlugen, waren zu hören.
»Hat Rosalinda bei dir gewohnt?«, fragte Rizzi. »Hat sie sich um dich gekümmert?«
»Das hat sie schon lange nicht mehr.«
»Was ist passiert?«
»Sie war in der letzten Zeit meistens in Anacapri, bei Alessandra. Stattdessen ist Umberto hier eingezogen. Ich liebe Umberto, er ist mein Enkel, aber meine Rosalinda kann er mir nicht ersetzen. Rosalinda und ich« – Dino breitete die Arme aus, als wollte er sie umarmen – , »wir waren
beide sonderbar auf unsere ganz eigene Art.« Er sah in diesem Moment so verzweifelt aus, so am Boden zerstört, dass es Rizzi fast das Herz brach. Er erhob sich und streckte seine Hand aus.
»Musst du zurück?«, fragte Dino, schaute zu Rizzi auf und ergriff seine Hand.

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Der blaue Salamander

Der Capri-Krimi
Paperback
336 Seiten
erschienen am 20. März 2024

978-3-257-30099-4
€ (D) 18.00 / sFr 24.00* / € (A) 18.50
* unverb. Preisempfehlung
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