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»Manchmal sind Worte wie Klamotten, die man anprobieren muss, und manche passen und manche nicht« – Julia Engelmann im Interview

Julia Engelmann hat bereits einige Bücher geschrieben, doch bisher waren diese mit Lyrik gefüllt. Himmel ohne Ende ist ihr Debütroman – eine Geschichte über große Gefühle und die Frage, wer wir sein können. Im Interview erzählt sie von Freundschaft, Einsamkeit und der eigenen Stimme.

Foto: Fabian Raabe / © Diogenes Verlag

Einsamkeit, Jugend, Stille

Ist Freundschaft in der Jugend größer als Liebe?

Ich würde nicht sagen, dass Freundschaft in der Jugend größer ist als Liebe, aber auf jeden Fall gleich groß. Das kann so etwas Lebensveränderndes sein und auch für immer halten – muss es nicht, aber kann es. Und ich glaube, das man so über sich dadurch lernen kann, wer man mit jemand anderem zusammen werden kann. Das geht in der Freundschaft genauso wie in der Liebe uns ich finde, wir haben da manchmal auch ein bisschen zu wenige Worte für.

Was bedeutet es, eine eigene Stimme zu haben?

Ich finde es unglaublich wichtig, eine eigene Stimme zu haben, selbst wenn das gar nicht unbedingt heißt, dass man alles ausspricht oder alles teilt. Ich finde, man kann auch eine eigene Stimme im Kopf entwickeln. Woran ich dann denke, ist Haltung, Verantwortung fürs eigene Erleben, sich mitteilen zu können – das halte ich alles für unglaublich wichtig, und ich glaube, das merkt man in Gesprächen durchs Ausprobieren. Ich glaube, manchmal sind Worte wie so Klamotten, die man anprobieren muss, und manche passen und manche nicht, und manche passen mal und dann irgendwann nicht mehr.

Wie blickst du auf die Jugend?

Jugend ist ein totaler Aufbruch. Aber wenn ich zurückschaue, hatte ich auch so viele Fragen und habe mich überwältigt gefühlt von der Vorstellung, allein in die Welt hinauszugehen. Man fühlt alles, man fühlt Neubeginn, man fühlt Abschied und das macht es irgendwie zu so einem ziemlich großen Dazwischen –  man ist kein Kind mehr, man ist noch nicht erwachsen. Also das ist schon eine extrem prägende Zeit, und man weiß es währenddessen, aber es ist auch ganz schön stressig.

Wie denkst du über Einsamkeit?

Einsamkeit ist nicht nur etwas Schlechtes. Ich glaube, in Einsamkeit kann total viel entstehen – Klarheit über das eigene Leben, was man möchte, was man nicht möchte. Und ich glaube auch, das ist nicht immer das Gleiche, aber es ist auch gut, allein sein zu können und meine Einsamkeit auszuhalten, ist etwas super Wichtiges, und darin können auch Schätze liegen. Trotzdem ist es kein Gefühl, das ich mir für mein Leben in einer riesigen Portion wünsche und niemand anderem.

Ist dein Roman zu still?

Ich hatte manchmal Sorgen, dass die Geschichte nicht laut oder ›dramatisch‹ oder schwarz-weiß genug ist. Ich glaube, es braucht Leser:innen, die das selbst kennen oder verstehen können oder verstehen wollen – dass das Leben in Graubereichen und kleinen Schritten stattfindet. Ich habe in meinem Leben schon sehr viel Zeit damit verbracht, diese kleinen Zwischenmomente zu beobachten. Deswegen habe ich immer wieder gedacht, es wäre aufgesetzt für mich und für diese Geschichte, sie total schwarz-weiß und dramatisch zu machen. 

Was macht eine echte Freundschaft aus?

Das tiefe Gefühl, dass man nicht allein auf der Welt ist. Verstehen und verstanden zu werden, sich mit jemand anderem aufgehoben zu fühlen. Ganz viel davon ist nicht in Sprache zu fassen. Freundschaft hat auch viel mit Humor und Rumalbern zu tun. Ich glaube, Freundschaft macht auch aus, dass man sich mit anderen Menschen rundum man selbst fühlt, dass man dafür nicht allein sein muss, sondern dass das auch mit anderen geht. Ich glaube, daran erkennt man auch Freunde.

Kann man Geschichten schreiben, die einen selbst nicht loslassen?

Ich glaube, man muss Geschichten schreiben, die einen selbst nicht loslassen.

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Himmel ohne Ende

Charlie ist fünfzehn und vermisst ihren Vater, besonders seit ihre Mutter wieder einen Mann hat. Und als ob das nicht genug wäre, hat ihre beste Freundin gerade den Jungen geküsst, in den Charlie verknallt ist. Seitdem hat es den Anschein, als befinde sich zwischen ihr und der Welt eine Glasscheibe. Und dann kommt Pommes, der eigentlich Kornelius heißt und der aus der Glasscheibe ein Autofenster macht, das man runterkurbeln und durch das Charlie ihre Hand endlich wieder in den Himmel strecken kann.


Hardcover Leinen
336 Seiten
erschienen am 23. Juli 2025

978-3-257-07323-2
€ (D) 25.00 / sFr 34.00* / € (A) 25.70
* unverb. Preisempfehlung
Auch erhältlich als

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Julia Engelmann, geboren 1992 in Elmshorn, ist Sängerin, Schauspielerin und Bestsellerautorin mehrerer Lyrikbände. Bekannt wurde sie durch ihren Poetry-Slam-Text ›Eines Tages, Baby‹, der 2014 viral ging und bisher 14 Millionen Views hat. Julia Engelmann lebt in Berlin.