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»Was mich antreibt, ist die Suche nach Verdrängungen in Familiensystemen, nach dem Verschweigen der wahren Bedürfnisse.«

In seinem neuen Roman Ein passender Mieter ergründet Lukas Hartmann die Kräfte, die eine Familie zusammenhalten – und diejenigen, die sie auseinandersprengen. Wir trafen den Schweizer Bestsellerautor zum Gespräch über sein neues Buch und eine bevorstehende Verfilmung.

Foto: © Bernard van Dierendonck

Ihr neuer Roman Ein passender Mieter handelt von einer Familie, die feststellen muss, dass ein gefährlicher Mann sich unter ihrem Dach eingenistet hat. Wie sind Sie zu diesem Stoff gekommen?

Durch eine persönliche Erfahrung ganz in unserer Nähe. Sie hat nicht nur die Vermieterin, eine Nachbarin aus unserem Viertel, sondern auch uns aufgewühlt und lange nicht losgelassen.

Der Einzelgänger, meist ein junger Mann, der auf einmal eine schreckliche Tat begeht – diese Figur beschäftigt uns mehr denn je. Ist Ihr Roman unheimlich aktuell geworden?

Ja. Es gibt die Angst vor den terroristischen »Schläfern« oder vor den scheinbar harmlosen autistischen Tätern, den friedlichen Nachbarn eben, die plötzlich ihre jahrelang genährten Gewaltphantasien verwirklichen.

Steckt das Böse in uns allen?

Was ist das »Böse«? Ich glaube, es ist der dunkle Bereich, das destruktive Potential in uns, die Möglichkeit zu hassen, Leben zu vernichten. Das halten wir zum Glück üblicherweise im Zaum, außer im Krieg. Die Frage ist: Wann und warum bricht es hervor? Und wie lassen sich die Gegenkräfte mobilisieren?

Ihr Roman ist die Geschichte eines Verbrechers, aber vor allem diejenige der Familie Sandmaier, deren Leben er kreuzt und durcheinanderbringt. Wobei von Anfang an nicht alles zum Besten steht in dieser bürgerlichen Kleinfamilie, die gebildet, wohlhabend, stil- und moralbewusst ist.

Was mich dabei antreibt, ist die Suche nach Verdrängungen in Familiensystemen, nach dem Verschweigen der wahren Bedürfnisse, nach den Folgen des resignativen Sich-Arrangierens in langjährigen Beziehungen.

Die Mutter, Margret, leidet stark unter dem Auszug ihres einzigen Kindes. Ein ungewöhnliches Thema in der Literatur, gerade für einen männlichen Schriftsteller. Sie sind in Ihren Romanen ein Spezialist für lebendig und sensibel gezeichnete Frauenfiguren – wie fühlen Sie sich so gut in die weibliche Psyche ein?

Wenn ich das wüsste! Es ist wohl so, dass Frauen mich häufig stärker interessieren, vielleicht, weil sie in ihrem Handeln weniger geradlinig sind als Männer, gefühlsbetonter, oft ehrlicher zu sich selbst.

Es fällt auf, dass viele Ihrer Figuren sich nicht mitteilen, mit anderen Menschen oder ihren Nächsten kommunizieren können – woher kommt diese Sprach- und Wortlosigkeit? Kann sie überwunden werden?

Wer in einer Atmosphäre des Verschweigens aufgewachsen ist, hat es schwer, sich daraus zu befreien. Schicksalsschläge wie in meinem Roman können eine weitere Verhärtung bewirken oder eine Entwicklung zu mehr Offenheit. Margret macht jedenfalls erste Schritte in die zweite Richtung.

Im Herbst kommt die Verfilmung Ihres Romans Finsteres Glück in die Kinos. Wie ist das, die eigenen Figuren auf einmal auf der Leinwand zu sehen?

Ich finde es überaus spannend zu sehen, was aus meinen inneren Bildern geworden ist. Die Person der Psychotherapeutin, die das verwaiste Kind betreut, habe ich mir sehr anders vorgestellt. Die Darstellerin hat mich aber rasch von sich überzeugt. Der Junge hingegen entspricht sehr genau dem äußeren Bild, das ich von ihm hatte. Und wie er spielt, übertrifft alle meine Erwartungen.

 

Das Gespräch mit Lukas Hartmann führte Margaux de Weck. © Diogenes Verlag AG.

 

Der Roman Ein passender Mieter von Lukas Hartmann ist am 24.8.2016 erschienen. Auch als ebook.

>> Leseprobe

Die Verfilmung von Lukas Hartmanns Roman Finsteres Glück startet am 17.11.2016 in den Schweizer Kinos. Regie und Drehbuch: Stefan Haupt. Mit Eleni Haupt, Noé Ricklin, Elisa Plüss, Chiara Carla Bär, Martin Hug. Kinostart Deutschland/Österreich folgt.

Lukas Hartmann, geboren 1944 in Bern, studierte Germanistik und Psychologie. Er war Lehrer, Journalist und Medienberater. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Spiegel bei Bern und schreibt Bücher für Erwachsene und für Kinder. Er ist einer der bekanntesten Autoren der Schweiz und steht mit seinen Romanen regelmäßig auf der Bestsellerliste. Für Bis ans Ende der Meere wurde er 2010 mit dem Sir-Walter-Scott-Literaturpreis für historische Romane ausgezeichnet.

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