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»Als ich Lust hatte, einen Elefanten durchs Bild laufen zu lassen, konnte ich ihn einfach schreiben.«
Ein Interview mit Kinderbuchautor Micha Lewinsky

Holly im Himmel, das Kinderbuchdebüt des Schweizer Regisseurs Micha Lewinsky, erzählt eine humorvolle Abenteuergeschichte zwischen Himmel und Erde, wunderbar illustriert von Lawrence Grimm.

Im Interview spricht der neue Diogenes-Autor über seine Kinderbuchheldin Holly und über die Kraft erster Freundschaft. Er verrät uns auch, wie er seiner Fantasie beim Schreiben freien Lauf ließ und weshalb er sich so doch glatt eine Elefantenmiete sparen konnte.

Holly im Himmel ist Ihr Kinderbuchdebüt. Wir begleiten darin die zehnjährige Holly auf einer Abenteuergeschichte zwischen Himmel und Erde. Wie ist Ihnen Holly, wie ist Ihnen ihre Welt begegnet?

Micha Lewinsky: Das ist schon sehr lange her. Ich lebte noch in einer Wohngemeinschaft an der Limmat (Zürich) und hatte erst gerade angefangen, Drehbücher zu schreiben. Da streifte mich diese Geschichte. Seit da hat sie mich nicht losgelassen. Wieso gewisse Geschichten zu einem kommen, ist mir bis heute ein Rätsel.

Holly lebt in einer sehr heutigen Familie: Die Eltern sind frisch getrennt, und die Mutter hat sich gerade neu verliebt. Wie geht Holly damit um?

Micha Lewinsky: Holly findet das erst gar nicht komisch. Die Trennung der Eltern ist eine Bedrohung für ihre Welt. Anfangs kämpft Holly dann auch mit allen Mitteln dafür, Vater und Mutter wieder zusammenbringen und den neuen Freund zu verscheuchen. Erst im Laufe der Geschichte merkt sie, dass es keine so gute Idee ist, die unglücklichen Eltern zusammen in eine Kleinfamilie zu sperren.

Illustration: © 2022 by Lawrence Grimm

Holly im Himmel erzählt auch von der Kraft erster Freundschaften. Was ist daran so wichtig?

Micha Lewinsky: Für mich wäre das Leben unvorstellbar ohne Freundschaft. Wenn ich an Momente in meinem Leben denke, in denen es mir weniger gut ging, waren gerade das oft die Zeiten, in denen meine Freund:innen sehr nahe gerückt sind. Ich weiß, dass ich nicht allein bin, wenn etwas Schlimmes passiert.

Steht Ihnen eine Figur im Buch besonders nahe?

Micha Lewinsky: Vielleicht ist es Hollys Vater? Die meiste Zeit liegt er unter dem Wohnzimmertisch und ist erschöpft. Das kann ich gut verstehen.

Bortel ist Hollys Widersacher im Himmel. Was macht ihn so furchterregend?

Micha Lewinsky: Bortel ist ein eitler Narzisst, der geliebt werden will. Aber weil er die Liebe nicht versteht, ist es ihm auch recht, wenn die Welt sich vor ihm fürchtet. Hauptsache er steht im Mittelpunkt. Was wirklich verblüffend war: Je extremer ich diesen Psychopathen gezeichnet habe, desto mehr Ähnlichkeiten bekam er mit real existierenden Staatsoberhäuptern unserer Zeit.

Sie thematisieren ohne Berührungsängste Themen wie Tod und Trauer. Was kann man aus Ihrem Buch lernen?

Micha Lewinsky: Ich habe nicht den Anspruch, irgendjemanden zu belehren. Es würde mich aber sehr freuen, wenn das Buch tröstet. Wenn es Mut macht. Und vielleicht, das wäre wundervoll, wenn es Lust macht zu leben.
 

Der Himmel, in den Holly kommt, ist eine Fantasiewelt. Konnten Sie Ihrer Fantasie beim Schreiben freien Lauf lassen?

Micha Lewinsky: Ja. Im Unterschied zum Film, wo das Budget die Machbarkeit bestimmt, geht in Belletristik alles. Das war eine echte Entdeckung für mich. Als ich Lust hatte, einen Elefanten durchs Bild laufen zu lassen, konnte ich ihn einfach schreiben. Ohne vorher mit einem Produzenten über die Kosten der Elefantenmiete nachdenken zu müssen.

Illustration: © 2022 by Lawrence Grimm

Sie leben mit Tochter und Sohn in Zürich, das Buch ist ihnen gewidmet. Waren sie Ihre ersten Testleser:innen?

Micha Lewinsky: Ich habe meinen Kindern das Buch vorgelesen. Das waren wundervolle Abende, die wir so zusammen verbracht haben. Die beiden haben viel gelacht. Wenn ein Kapitel zu Ende war, haben sie mich angefleht, das nächste auch noch zu lesen. Und sie haben mir auch ein paar wertvolle Ratschläge gegeben. Das freut mich sehr.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Zeichner Lawrence Grimm?

Micha Lewinsky: Lawrence kommt wie ich ursprünglich vom Film. Ich habe seine Kunst immer sehr gern gehabt. Es steckt so viel Weisheit, Melancholie und Humor in seinen Bildern. Ich freue mich außerordentlich, dass er Zeit gefunden hat, die Illustrationen für Holly beizusteuern.

Das Schönste wäre natürlich, wenn wir uns schon auf ein nächstes Abenteuer mit Holly freuen dürften. Schreiben Sie denn schon an einer Fortsetzung?

Micha Lewinsky: Im Moment schreibe ich noch nicht. Aber ein paar Ideen habe ich schon, was Holly in Zukunft erleben könnte. Wer weiß.


Die Fragen stellte Anne H. Kaiser, Juni 2022 © by Diogenes Verlag AG Zürich

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Holly im Himmel

Micha Lewinsky, geboren 1972 in Kassel, ist Drehbuchautor und Filmregisseur, u. a. von Der Freund (Schweizer Filmpreis) Die Standesbeamtin und Moskau einfach!. Für Kinder hat er die Ohrewürm erfunden und produziert, Kinderlieder-Alben, die es in so gut wie jedes Schweizer Kinderzimmer geschafft haben. Zurzeit arbeitet Micha Lewinsky an einem neuen Kinofilm. Er lebt mit seinen beiden Kindern in Zürich.

Lawrence Grimm, 1978 geboren in Zürich, ist ein australisch-deutsch-schweizerischer Künstler und Cartoonist. Seine Cartoonreihe Teatime for a Universe wächst stetig und wird regelmäßig in Ausstellungen gezeigt.

Holly im Himmel eBook | Hörbuch-Download ungekürzt gelesen von Heike Makatsch