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Auf der Jagd nach Männern und Staatsgeheimnissen. Ingrid Nolls neuer Roman »Halali«.

Die große Politik trifft auf die Sehnsucht nach dem kleinen Glück. Die beiden Freundinnen Karin und Holda, zwei Sekretärinnen mit Phantasie und Power, sind auf Männerjagd, schließlich wollen sie nicht alleine bleiben. Doch auch auf sie wird Jagd gemacht: Eine ganz besondere Sorte Romeos ist im Bonn der Nachkriegszeit im Einsatz. Halali, der neue Roman von Ingrid Noll ist eine originelle Mischung aus Kriminalkomödie und Agentenroman.

Ingrid Noll, 1952, fotografiert von ihrem fünf Jahre älteren Bruder Werner auf dem Balkon des Elternhauses in Bad Godesberg. Zurechtgemacht wie Juliette Gréco, mit einer der ersten Jeans in Deutschland, die ihr Vater für sie über amerikanische Freunde besorgt hatte. Foto: © Werner Noll

Halali, der Titel Ihres Romans, ist ein Jagdsignal. Wer jagt denn hier wen?

Ingrid Noll: Das Signal »Halali« ertönt, wenn das Wild zur Strecke gebracht wurde und die Jagd zu Ende ist. Doch selbst professionelle Jäger können von Amateuren erlegt werden, wie es bei mir der Fall ist.

Hatten Sie schon länger den Wunsch, einen Agentenroman zu schreiben? Wie sind Sie auf die Spionage-Thematik gekommen, und was hat es mit Romeos auf sich?

Eigentlich lag mir das Thema »Spionage im Kalten Krieg« nicht unbedingt am Herzen, weil ich keine persönliche Erfahrung einbringen konnte. Es war eher mein Wunsch, einen Roman in der damaligen Hauptstadt Bonn anzusiedeln, wo ich in den 50er Jahren gelebt habe. Von Romeos war allerdings noch nicht die Rede – erst Jahre später kamen die perfiden Machenschaften dieser speziellen Agenten ans Tageslicht. Mit viel Geschick machten sie sich an alleinstehende, einsame Sekretärinnen heran, die ihnen aus blinder Liebe brisantes Material aus den jeweiligen Ministerien beschafften.

Ingrid Noll 1957. Foto: © privat.

Die Freundinnen Karin und Holda sind aber auch keine naiven Unschuldsengel?

Holda ist zu Beginn noch eine naive Landpomeranze, aber ebenso wie ihre Freundin ist sie flink, clever, lernfähig und tatkräftig. Besonders Karin fackelt nicht lange, wenn sie in Harnisch gerät.

Inwieweit sind Ihre persönlichen Erfahrungen in Halali eingeflossen?

In allen meinen Semesterferien jobbte ich in der Bibliothek des Innenministeriums, das damals in einer ehemaligen Kaserne untergebracht war. Die früher für Soldaten vorgesehenen Duschen standen den Mitarbeitern einmal wöchentlich zur Verfügung, was uns Studenten sehr gelegen kam. Bei der Bücher-Ausleihe und in der Kantine lernte ich natürlich auch viele Mitarbeiter kennen.

Wie würden Sie das Lebensgefühl junger Frauen im Nachkriegsdeutschland der 50er Jahre beschreiben?

Natürlich ist das Lebensgefühl junger Menschen oft von starken Emotionen geprägt: himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. Die 50er Jahre zeichneten sich durch Ambivalenz aus – einerseits verklemmt und prüde, doch am amerikanischen »Way of Life« interessiert, andererseits auf der Suche nach neuen Idealen. Die Jugend war nicht allzu aufsässig, doch durchaus auf Abgrenzung von der politisch belasteten Elterngeneration bedacht. Unverheiratete Frauen waren kein Vorbild, Emanzipation hatte in bürgerlichen Kreisen einen etwas zweifelhaften oder gar lächerlichen Ruf. Die meisten Frauen lernten zwar einen Beruf, gaben ihn aber oft wieder auf, wenn sie Kinder bekamen. Auch für Männer war das erklärte Ziel eine glückliche Familie und ein sicherer Job, da gibt es Parallelen zur heutigen Generation.

Ingrid Noll 1956 mit ihrem ersten Freund und späteren Mann, damals Student der Medizin, und Familienhund Heido am Rhein. Foto: © privat.

Waren die 50er Jahre Ihr Lieblingsjahrzehnt, voller Wendungen und Abenteuer? Und was vermissen Sie heute nicht mehr? Toast Hawaii?

Nein, den konservativen 50er Jahren kann ich höchstens im ganz privaten Bereich etwas abgewinnen. Ich glaube, fast alle Frauen waren froh, als es in den 60ern endlich die Pille und Strumpfhosen gab und man sowohl auf latente Ängste als auch auf die unpraktischen Strapse verzichten konnte – eine symbolische Befreiung wie Jahrzehnte vorher das Ablegen des einschnürenden Korsetts. Auf den Toast Hawaii lasse ich aber nichts kommen, er war wirklich lecker ...

 

 

Das Interview mit Ingrid Noll führte Kerstin Beaujean, Juni 2017 © by Diogenes Verlag AG Zürich.

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Halali, der neue Roman von Ingrid Noll, ist am 26.7.2017 erschienen. Auch als ebook und als Hörbuch, ungekürzt gelesen von Nina Petri.

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