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»Die Abgründe der Korruption sind erschreckend.«
Ein Interview mit Martin Walker

In den neuen Roman Französisches Roulette von Martin Walker sind verschiedene reale politische Ereignisse eingeflossen. Darüber und über weitere Hintergründe des neuen Falls für Bruno, Chef de Police, berichtet der Autor im Diogenes-Interview.

Foto: Klaus-Maria Einwanger / © Diogenes Verlag

In Ihrem neuen Roman Französisches Roulette führt eine erste Spur den Polizisten Bruno zu Briefkastenfirmen auf Zypern, Malta und in Luxemburg, die einem russischen Oligarchen gehören. Welche realen politischen Ereignisse sind in den Roman eingeflossen?

Es begann mit der Ermordung der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia durch eine Autobombe im Oktober 2017. Sie hatte lange daran gearbeitet, verschiedene Skandale um den Verkauf maltesischer Reisepässe aufzudecken. Man wollte verhindern, dass sie darüber berichtete. Zypern und Portugal betrieben ähnliche Machenschaften, was letztlich bedeutete, dass die EU-Staatsbürgerschaft käuflich ist. Gleichzeitig gab es in diesen Ländern auf einmal immer mehr Briefkastenfirmen, was zusammen mit der laxen Regulierung in Luxemburg und der Stadt London russischen Oligarchen sowie dem organisierten Verbrechen ideale Möglichkeiten verschaffte.

Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto entsetzter war ich.

Seit einiger Zeit arbeite ich mit einer internationalen Gruppe von Journalisten namens Coda (siehe codastory.com) zusammen, die in diesem und anderen Bereichen hervorragende Arbeit leistet. Ihre Recherchen über den autoritären Einsatz von Technologie und über Oligarchie und Korruption durch Reichtum sind bahnbrechend.

Sie haben als Moskau-Korrespondent für den Guardian in Russland gearbeitet und sprechen fließend Russisch. Wie ist Ihr Verhältnis zum Land heute?

Der Kontrast zwischen den großen Hoffnungen, die Michail Gorbatschow mit der Demontage des autoritären Sowjetregimes weckte, und dem Zustand des heutigen Russlands ist deprimierend. Ich mag Russland, seine Menschen, seine Landschaften und seine Kultur nach wie vor sehr gerne, aber die Abgründe der Korruption und Vetternwirtschaft sind erschreckend. Die Invasion der Krim, der nicht ganz so geheime Krieg gegen die Ukraine, der Einmarsch in Georgien, die Cyberattacken der berüchtigten Einheit 74455, die Vergiftung von Russen im britischen Exil mit radioaktiver Strahlung und Nervenkampfstoffen, all das summiert sich zu einer gewaltigen Anklage. Es erinnert mich an Clausewitz' Satz, dass Krieg Politik mit anderen Mitteln ist.

Wie beurteilen Sie aktuell die nach dem Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexei Nawalny angespannte politische Lage und das Verhältnis von Russland und der EU?

Es ist offensichtlich, dass das Putin-Regime nicht ewig weitermachen kann, ebenso wenig wie seine massive wirtschaftliche Abhängigkeit vom Export fossiler Brennstoffe langfristig funktionieren kann. Die ungeheuerliche Behandlung von Nawalny hat die Breite der Opposition offenbart. Was als Nächstes kommt, ist unklar. Die europäischen und amerikanischen Reaktionen waren bisher schwach; einige Sanktionen, aber meistens business as usual. Die Biden-Administration könnte dies ändern, wenn wir mehr über das Ausmaß der russischen Cyberangriffe wie via Solarwinds in den USA und jetzt auf die französische Softwarefirma Centreon erfahren.
 

Werden auch die künftigen Bruno-Romane wieder von aktuellen politischen Ereignissen beeinflusst sein?

Ja, natürlich, denn die Romane versuchen, die Dramen der Welt, in der wir leben, widerzuspiegeln, ob Finanzkriminalität, Umweltprobleme, Terrorismus oder das neue Feld der Cyberangriffe. Eine friedliche und ländliche Gegend in Frankreich wie das Périgord ist genauso gefährdet wie jede andere Gegend auch. Pandemien wie Covid habe ich noch nicht eingebracht, da die Aussichten zu trübe sind, und der Brexit ist einfach zu traurig und schmerzhaft, als dass ich ihn ansprechen könnte.

Bild von Dominique Devroye auf Pixabay

Gibt es das Château einer Rocklegende im Périgord wirklich, oder ist das ein Produkt Ihrer Phantasie?

Meine Phantasie hat Château Rock auf einigen echten Verbindungen zur Rockmusik aufgebaut. David Gilmour von Pink Floyd und Musiker von 10cc besaßen hier in der Vergangenheit Häuser, Miles Copeland hat Château de Marouatte in ein wichtiges Aufnahmestudio verwandelt, in dem Carole King, Cher und Bon Jovi gearbeitet haben, und Château de Monteton in der Nähe von Eymet beherbergt die Jazzschule der Dordogne.

Französisches Roulette | Leseprobe | eBook | Hörprobe | Hörbuch, ungekürzt gelesen von Johannes Steck