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»Für mich bedeutet Liebe alles, nichts ist besser, nichts ist schöner« – Katja Früh im Interview

Vor zwei Wochen ist Katja Frühs Romandebüt Vielleicht ist die Liebe so erschienen, in dem sie erfrischend heiter von einer außergewöhnlichen Mutter-Tochter-Geschichte und der vertrauten Suche nach dem richtigen Leben erzählt. Im Interview spricht die Regisseurin, Kolumnistin und Autorin darüber, was Liebe für sie heißt und warum sie erst jetzt ihr Romandebüt geschrieben hat.

Foto: © Mara Truog

Vielleicht ist die Liebe so lautet der Titel Ihres Romans. Wie ist die Liebe denn, und was bedeutet Liebe für Sie?

Anja, die Protagonistin, erlebt die Liebe als eine Form der Ausbeutung. Etwas anderes kennt sie nicht. Deshalb vermutet sie, dass die Liebe eben so ist. Für mich bedeutet Liebe alles, nichts ist besser, nichts ist schöner. Und schmerzhafter und intensiver. Ich habe Kinder, darum weiß ich das.

Sie sind Regisseurin, Drehbuchautorin und Kolumnistin, mit 72 Jahren veröffentlichen Sie nun Ihr Romandebüt. Wie kam es dazu?

Das war eigentlich schon lange fällig. Ich habe in so vielen verschiedenen Genres geschrieben, nur in der Königsdisziplin nicht. Dabei war das Schreiben eines Romans schon immer ein heißer Wunsch von mir, nur habe ich es immer wieder hinausgeschoben, mein Anspruch war zu hoch. Aber in dem Alter, in dem ich jetzt bin, und mit der vielen Zeit, die ich jetzt habe, gab es keine Ausrede mehr.

Auf völlig einmalige, erfrischend komische und direkte Weise erzählen Sie von existenziellen Fragen, vom eigentlich Unfassbaren und Unerhörten – dem Tod, dem Abtreten, dem selbstbestimmten Sterben. Wie gelingt es Ihnen, dies zusammenzubringen?

Sie meinen die Komik mit diesen schwergewichtigen Fragen? Das war keine bewusste Entscheidung. Ich denke, gerade weil das Thema so schwer ist, hat es auch eine absurde Seite. Die Figuren geraten in Situationen, die sehr lustig sind, je existenzieller, desto komischer. Das ist das Wesen von Komödie, die auch ein Teil meines Romans ist, aber eben nur ein Teil.

Sterbehilfe ist eines der zentralen Themen des Romans, auch ein sehr politisches und gesellschaftlich relevantes. Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema?

Schon lange. Ich habe es in meiner Familie erlebt, und es hat mich umgetrieben. Ich habe ein Filmdrehbuch und ein Theaterstück geschrieben, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Anjas Beziehung zu ihrer Mutter ist eine komplizierte. Warum ist die Mutter so dominant, manipulativ und regelrecht übergriffig? Und können Sie dennoch auch sie verstehen?

Tja, warum ist man, wie man ist? Die Generation von Anjas Mutter ist traumatisiert, besonders die Juden. Sie hat Flucht und Suizide erlebt, den Krieg und die Abwesenheit der Väter. Dafür schlägt sie sich gar nicht schlecht. Sie ist aber auch eine Narzisstin, die zu wenig Empathie fähig ist. Außer für ihren Hund.

In Ihrem Roman geht es aber auch um verschiedene Arten der Emanzipation, um ein Befreien von den Erwartungen anderer an uns. Auch Anjas Entschluss, der Schauspielerei den Rücken zu kehren, sieht zunächst wie ein Scheitern aus, aber ist doch ein Akt der Selbstbestimmung. Was macht für Sie ein selbstbestimmtes Leben aus?

Vielleicht ist das ein Leben, in dem nicht andere über dich bestimmen. In dem du deine Entscheidungen für dich alleine triffst, indem du nicht abhängig bist von irgendwelchen Erwartungen. Das klingt schön, aber ich frage mich, ob das möglich ist. Wir können nun mal nicht alles selbst bestimmen. Manchmal sind andere Kräfte im Spiel. Dann kommt es darauf an, die Dinge anzunehmen, zu akzeptieren. Der Tod ist so ein Ding, der liegt eigentlich nicht in unserer Hand. Außer für die Selbstbestimmten.

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Vielleicht ist die Liebe so

»Der Termin ist am 18. Februar um vier. Trag dir das ein!«, sagt Anjas Mutter und schlürft genüsslich ihre Won-Ton-Suppe. Sie meint damit weder Friseur noch Zahnarzt, sondern ihr eigenes Ableben. Anja, Anfang vierzig, früher Schauspielerin, nun Barkeeperin, wirft diese Ankündigung aus der so oder so ungeraden Bahn, auch wenn das Verhältnis zu ihrer eigenwilligen Mutter schon immer kompliziert war und sie unentwegt um Abstand und ihr eigenes Leben und Lieben ringt. Und außerdem: Was soll denn nur aus Mamas Hund werden?


Hardcover Leinen
304 Seiten
erschienen am 22. Oktober 2025

978-3-257-07344-7
€ (D) 25.00 / sFr 34.00* / € (A) 25.70
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Auch erhältlich als

Katja Früh, 1953 in Zürich geboren, ist Drehbuchautorin und Regisseurin. Nach der Schauspielausbildung in Berlin begann sie 1978, fürs Theater zu inszenieren und zu schreiben. Ab 1980 arbeitete sie beim Schweizer Radio DRS, produzierte fürs TV (u. a. die über 10 Jahre laufende Serie ›Lüthi und Blanc‹) und realisierte auch Projekte mit Martin Suter und Patrick Frey. Seit 2014 schreibt sie eine regelmäßige Kolumne für ›Das Magazin‹ im ›Tages-Anzeiger‹. ›Vielleicht ist die Liebe so‹ ist ihr erster Roman.